Essen. Thyssenkrupp einigt sich mit Betriebsräten auf Sozialplan für die Werke Olpe und Hagen. Abbau von 500 Arbeitsplätzen bis Sommer 2022.

Thyssenkrupp schließt sein Stabilisatoren-Werk in Olpe und baut insgesamt 500 Arbeitsplätze in der Autozuliefersparte ab. Auf einen flankierenden Sozialplan und Interessenausgleich hat sich der Konzern am Mittwoch mit den Betriebsräten geeinigt. Demnach soll der Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen erfolgen.

Der Einigung gingen Proteste an den betroffenen Standorten sowie fast halbjährige Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite voraus. Im April hatte der Aufsichtsrat der Thyssenkrupp-Tochter Federn und Stabilisatoren beschlossen, das Werk in Olpe mit rund 330 Beschäftigten ganz zu schließen. Ende 2021 soll die sauerländische Stabilisatoren-Fertigung eingestellt werden.

Thyssenkrupp wertet Standort in Hagen auf

In Hagen soll die Produktion neu aufgestellt, alle deutschen Entwicklungs- und Produktionskapazitäten dort gebündelt werden. Das sind insbesondere die Stabilisatoren-Fertigung für Kleinserien und das Ersatzteilgeschäft sowie die Serienproduktion von Federn für Pkw, auch Elektroautos. Durch eine deutlich stärkere Automatisierung fallen nach Unternehmensangaben in Hagen trotzdem "bis zu 160" der aktuell 400 Arbeitsplätze weg. Die Umstellung des Werks soll im Sommer 2022 abgeschlossen sein. Weil auch einige neue Arbeitsplätze entstehen, sollen dann 320 Beschäftigte in Hagen arbeiten.

Der Sozialplan besteht aus drei Säulen: Zum einen soll es Angebote geben, auf andere Stellen bei Thyssenkrupp zu wechseln. Für wen das nicht infrage kommt, der kann in eine Transfergesellschaft wechseln, sich dort weiterbilden und bei der Arbeitssuche außerhalb des Konzerns unterstützen lassen. Drittens gibt es für ältere Beschäftigte Hilfen zum Übergang in die Rente.

Thyssenkrupp-Vorstand sieht für Feder-Geschäft keine Zukunftsperspektive

Den Geschäftsbereich Federn und Stabilisatoren hat der Essener Industriekonzern Anfang Oktober mit Beginn des neuen Geschäftsjahres aus seinem Kerngeschäft und seiner Bilanz ausgegliedert. Es gehört mit einigen weiteren Bereichen zum "Multi Tracks" genannten Segment, das alle Bereiche bündelt, die verkauft oder mehrheitlich an Partner abgegeben werden sollen.

Der Vorstand um Martina Merz sieht für diese Bereiche „keine nachhaltigen Zukunftsperspektiven“ mehr im Konzern. Dazu gehören auch der Industrieanlagenbau, die Grobblech-Stahlproduktion in Duisburg, das Bautechnik-Geschäft und das Edelstahlwerk im italienischen Terni. Insgesamt arbeiten in den "Multi Tracks" noch rund 20.000 Menschen.

Der Geschäftsbereich Federn und Stabilisatoren betreibt mit Olpe aktuell noch neun Werke in Deutschland, Ungarn, Brasilien, Mexiko und China - die Beschäftigtenzahl von weltweit rund 3400 wird durch die Restrukturierung in Deutschland in den kommenden zwei Jahren auf 2900 sinken.