Essen. Thyssenkrupp baut an zwei NRW-Standorten knapp 500 Arbeitsplätze in der Autozuliefersparte ab. Ein Werk wird geschlossen.

Der Essener Industriekonzern Thyssenkrupp schließt ein Werk der Autozuliefersparte in NRW und streicht knapp 500 Arbeitsplätze. Wie das Unternehmen mitteilte, soll der Betrieb am Standort Olpe mit 330 Mitarbeitern in der Stammbelegschaft bis Ende 2021 eingestellt werden. Stellenabbau ist auch im Autozulieferer-Werk von Thyssenkrupp in Hagen geplant. Hier plant das Unternehmen, 160 der derzeit rund 400 Arbeitsplätze abzubauen.

Einen entsprechenden Beschluss habe der Aufsichtsrat der Thyssenkrupp-Tochterfirma Federn und Stabilisatoren GmbH gefasst. Das Ziel sei, den Stellenabbau ohne betriebsbedingte Kündigungen zu erreichen, erklärte das Unternehmen. In den kommenden Tagen sollen Gespräche des Managements mit Arbeitnehmervertretern über einen Sozialplan und einen Interessenausgleich beginnen. Der Stellenabbau am Standort Hagen soll Anfang 2022 abgeschlossen sein.

Konzern will insgesamt 6000 Arbeitsplätze abbauen

Der Abbau der fast 500 Arbeitsplätze sei Teil der Pläne für den angekündigten Wegfall von rund 6000 Stellen bei Thyssenkrupp in den kommenden Jahren. Die Sanierungspläne für die nordrhein-westfälischen Autozulieferer-Werke sind schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie entwickelt worden. Im Konzernvorstand ist die Vorstandsvorsitzende Martina Merz für die wichtige Sparte des Essener Industrieunternehmens zuständig.

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Im August vergangenen Jahres hatte Thyssenkrupp angekündigt, drei Geschäftsbereiche auf den Prüfstand zu stellen. Dabei gehe es um Aktivitäten, die trotz intensiver Anstrengungen nicht wettbewerbsfähig seien, betonte das Unternehmen. Das betreffe im Einzelnen die Geschäfte Federn und Stabilisatoren (Fahrwerkskomponenten für die Autoindustrie), System Engineering (Bau von Produktionsanlagen für die Autoindustrie, rund 4700 Mitarbeiter) und Grobblech (massive Stahlbleche unter anderem für die Bauindustrie, den Schiffbau oder Pipelines, rund 800 Mitarbeiter).

Bündelung von Aktivitäten am Standort Hagen

Klar ist mittlerweile, dass sich Thyssenkrupp vom Grobblech-Werk in Duisburg-Hüttenheim verabschieden wird – entweder durch einen Verkauf oder eine Abwicklung. Bis Ende des Jahres soll nach einem Erwerber gesucht werden. Bleibt dies erfolglos, soll das Werk bis Ende September 2021 geschlossen werden. „Schmerzlich“ sei das, sagte Stahl-Gesamtbetriebsratschef Tekin Nasikkol unlängst und sprach von „Missmanagement“ in den vergangenen Jahren. 800 Arbeitsplätze im Duisburger Süden sind betroffen. Klar sei aber, dass „niemand ins Bergfreie“ falle. Das Ziel müsse sein, dass die Grobblech-Einheit nicht an „einen Abwracker“ verkauft werde, mahnte der nordrhein-westfälische IG Metall-Chef Knut Giesler.

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Thyssenkrupp erklärte, der Autozuliefer-Standort Hagen soll nun neu ausgerichtet und trotz des Stellenabbaus zu einem „Kompetenzzentrum für die Entwicklung und Fertigung von Federn und Stabilisatoren umgebaut“ werden. Federn und Stabilisatoren sollen für Komfort und Sicherheit in Fahrzeugen sorgen, gelten bei den Herstellern aber als Massenprodukte.

Thyssenkrupp sah „Wettbewerbsfähigkeit der beiden Werke nicht mehr gegeben“

„Die Restrukturierung der beiden Standorte ist ein unausweichlicher und richtiger Schritt, um den Geschäftsbereich aus der Verlustzone herauszuführen“, erklärte Karsten Kroos, der Chef der Thyssenkrupp-Autozuliefersparte. „In der jetzigen Aufstellung war die Wettbewerbsfähigkeit der beiden Werke nicht mehr gegeben. Dafür ist das Preisniveau in den jeweiligen Produktsegmenten zu gering.“ Außerdem seien die Überkapazitäten am Markt zu groß. Deshalb habe das Unternehmen entschieden, die verbleibende Produktion mit den Entwicklungsaktivitäten an einem Standort zu bündeln.

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Der Geschäftsbereich Federn und Stabilisatoren von Thyssenkrupp betreibt aktuell neun Produktionsstandorte in Deutschland, Ungarn, Brasilien, Mexiko und China und beschäftigt weltweit rund 3400 Menschen.

Am Standort Hagen werden Unternehmensangaben zufolge seit 1925 Federn für die Automobilindustrie produziert. Zukünftig sollen alle bundesweiten Entwicklungs- und Fertigungskapazitäten der Federn- und Stabilisatoren-Gruppe von Thyssenkrupp in Hagen gebündelt werden. Das umfasst nach Darstellung des Unternehmens den Prototypenbau, die Fertigung von Stabilisatoren für Kleinserien und das Ersatzteilgeschäft sowie die Federnproduktion für schwere Pkw beziehungsweise Elektrofahrzeuge.

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Das Thyssenkrupp-Werk in Olpe soll geschlossen werden. Das hat der Aufsichtsrat des Unternehmens am Montag beschlossen.
Von Thorsten Streber und Verena Hallermann

Dazu werde das Fertigungskonzept des Standortes überarbeitet und auf eine stärker automatisierte Produktion umgestellt. Am Thyssenkrupp-Standort in Olpe, der nun vor der Schließung steht, werden bereits seit 1971 Stabilisatoren hergestellt.