Essen. Die IHKs sorgen sich um die Innenstädte. Mehr Wohnungen, Büros und Freizeit sollen die Krise des Einzelhandels lindern.

Die Industrie- und Handelskammern sorgen sich um die Entwicklung der Innenstädte des Ruhrgebiets. Weil sich der Einzelhandel insbesondere auch wegen der Corona-Krise immer weiter zurückziehe, mahnt Gerald Püchel, Hauptgeschäftsführer der Essener IHK, neue Konzepte an. „Ein zukunftsfähiger Mix aus Wohnen, Arbeiten, Einkaufen und Freizeit in der City muss angestrebt werden“, fordert er.

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Nach der Kommunalwahl im September haben die sechs Ruhr-IHKs zehn „wirtschaftspolitische Weichenstellungen“ formuliert, die einen Beitrag dazu leisten sollen, dass das Revier „gestärkt aus der Krise“ kommt. Adressat der Forderungen ist insbesondere das Ruhrparlament, das erstmals direkt von den Bürgerinnen und Bürgern gewählt worden war.

Innenstädte verlieren an Bedeutung, weil Einzelhandel schrumpft

Der Einzelhandel und die Innenstädte spielen in dem IHK-Katalog eine zentrale Rolle. Der Essener Hauptgeschäftsführer Püchel beobachtet, dass die Innenstädte in den vergangenen Jahren immer weiter geschwächt worden seien. Viele von ihnen litten unter „Funktions- und Bedeutungsverlusten“ weil die Konkurrenz etwa in Fachmarktzentren auf der grünen Wiese wachse und der Online-Handel immer größere Umsätz erziele. Innenstädte sollten deshalb nicht mehr länger als reine Handelsorte verstanden, sondern um Wohnungen, Büros und Freizeiteinrichtungen ergänzt werden.

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Mehr Tempo erwarten die Kammern vom neu gewählten Ruhrparlament bei der Ausweisung zusätzlicher Gewerbeflächen – ein Thema, das die Ruhrwirtschaft seit vielen Jahren umtreibt. Der Regionalplan, der dafür die Voraussetzung schafft und aufgrund der zahlreichen Einsprüche verschoben worden war, müsse nun zügig auf den Weg gebracht werden. „Unternehmenserweiterungen und Neuansiedlungen stehen in den Startlöchern und müssen schnell realisiert werden können“, meint Püchel und fordert Planungssicherheit.

Kammern fordern Tempo beim Regionalplan

Eine weitere Verzögerung könne sich die Region nicht leisten. Deshalb warnen die IHKs vor neuerlichen Blockaden bei der Verabschiedung des Regionalplans, sollte es zu „schwierigen Koalitionsverhandlungen“ kommen. SPD und CDU streben im Ruhrparlament ein Bündnis an – ohne die Grünen, die in der vorhergehenden Wahlperiode zur Dreier-Koalition gehört hatten.

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Zur „Wunschliste“ der Wirtschaft gehört aber auch die seit langem angemahnte Ertüchtigung von Brücken, Schleusen und Straßen. „Die Umsetzung dringend notwendiger Infrastrukturprojekte dauert immer noch viel zu lange. Das Ruhrgebiet als eine der wichtigsten Logistikdrehscheiben Europas muss erreichbar bleiben, um seine Stärken voll ausspielen zu können“, betont IHK-Manager Püchel. „Wir wünschen uns von der neuen Verbandsversammlung entschlossenes Handeln, um die Region wirtschaftlich nach vorn zu bringen.“