Bochum. Firmen aus dem Ruhrgebiet können vom Schub der Digitalisierung nach Corona profitieren. Eine Studie zeigt Chancen auf.

Das Ruhrgebiet hat gute Voraussetzungen, von der Corona-Krise und den durch sie beschleunigten Wandel zu profitieren – vor allem auf den Feldern Datensicherheit, digitale Gesundheit und Wasserstoff-Produktion. Auf diesen Feldern könne die Region „einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Gesundheits- und Wirtschaftskrise sowie zur nachhaltigen Transformation der Wirtschaft leisten“, meinen die Wissenschaftler des Ruhr Forschungsinstituts für Innovations- und Strukturpolitik (Rufis) in Bochum.

Auch interessant

Alle Experten sind sich einig: Als Mitte März über Nacht Millionen von Arbeitnehmern und Schülern an den heimischen Computer versetzt wurden, hat die in Deutschland ansonsten eher schleppend fortschreitende Digitalisierung einen massiven Schub bekommen. Selbst Mitarbeiter von Standesämtern stellten von zu Hause aus Totenscheine aus, Bankangestellte wickelten Kredite ab. „Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist massiv beschleunigt worden“, heißt es in dem Sonderbericht von Rufis. „Das unterstreicht die Notwendigkeit von sicheren IT-Lösungen und des Schutzes digitaler Infrastrukturen.“

Bis zu 500 Firmen aus der Branche IT-Sicherheit

Rund um das Zukunftsthema Cybersecurity hat sich vor allem der Standort Bochum weit vor Beginn der Corona-Pandemie einen Namen gemacht. Die Gründer von GData waren 1987 die weltweit ersten, die eine Anti-Viren-Software auf den Markt brachten. Das Unternehmen hat seither in Bochum massiv expandiert. Eine Adresse von weltweitem Ruf ist aber auch das an der Ruhr-Universität ansässige Horst Görtz Institut. Im Aufbau ist zudem das Max-Planck-Institut (MPI) für Cybersicherheit und Privatsphäre – das weltweit größte seiner Art.

Auch interessant

„Im Bereich IT-Sicherheit hat das Ruhrgebiet ein einzigartiges Ökosystem aufgebaut. Es gibt hier mittlerweile 400 bis 500 Unternehmen, darunter einige Branchen-Champions“, sagt Friederike Schneider, Ressortleiterin beim Horst Görtz Institut. Sie schätzt, dass in Bochum zudem rund 1000 Wissenschaftler im Dienste der Cybersicherheit tätig seien. Das Rufis sieht durch die rasant wachsende Digitalisierung auch eine Chance für junge Start-up-Unternehmen, die vor allem dem Mittelstand bei der Transformation in die neue Welt helfen könnten. Das Institut verweist zudem darauf, dass auf digitale Sicherheit spezialisierte Unternehmen vom Konjunkturpaket der Bundesregierung profitieren. Eines der zentralen Ziele ist die Digitalisierung der gesamten Verwaltung in Bund, Ländern und Kommunen.

Ruhrgebiet bei digitaler Medizin führend

Aber auch die Medizin wird immer digitaler. Das Ruhrgebiet spiele auf dem Feld der Telemedizin bundesweit eine Vorreiterrolle. Digitale Anwendungen auf Basis von Künstlicher Intelligenz oder der computergestützten Erweiterung der Realitätswahrnehmung sollen Krankenhauspersonal und Pflegekräfte weiterbilden und dabei gleichzeitig die Betreuung von Patienten und den Arbeitsalltag erleichtern. „Auf den Feldern der Infektions- und Wirkstoffforschung wird die Suche nach Medikamenten gegen das Coronavirus mit viel Rechenkapazitäten unterstützt – etwa mit dem Supercomputer des Fraunhofer Instituts für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund“, so die Rufis-Forscher.