Essen. Zur Sanierung von Karstadt und Kaufhof sollen 5900 Stellen wegfallen. So sieht es der Insolvenzplan vor, aus dem die „Wirtschaftswoche“ zitiert.

Mit deutlich weniger Beschäftigten und Filialen soll der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof das seit 1. Juli laufende Insolvenzverfahren hinter lassen. Der Plan der Sanierungsexperten Frank Kebekus und Arndt Geiwitz sieht nach Informationen der „Wirtschaftswoche“ vor, dass 5900 Stellen gestrichen und knapp 50 der 171 Warenhäuser geschlossen werden. Gewerkschaftskreise bestätigen die Zahlen.

Ob die Kette auf Basis dieses Insolvenzplans weitermachen kann, entscheiden am kommenden Dienstag rund 1000 Gläubiger, die Kebekus in die Messe Essen eingeladen hat. Die Strategie sieht schmerzliche Einschnitte vor. Von den 171 Warenhäusern sollen gut 120 übrig bleiben, die Zahl der Mitarbeiter von 22.265 kurz vor Beginn des Insolvenzverfahrens auf 16.350 sinken. Verdi, die alle Galeria-Beschäftigten als Gläubiger vertritt, will erst am Montag entscheiden, ob sie dem Insolvenzplan in dieser Form zustimmt.

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Etliche Beschäftigte haben bereits die Kündigung erhalten. Unter ihnen die Mitarbeiter des Kaufhofs in Essen, der schon Mitte Oktober für immer das Rolltor am Haupteingang herunterlassen soll. Der Sanierung fallen im Ruhrgebiet auch die Kaufhof-Filialen in Dortmund und Witten zum Opfer. Besiegelt ist auch das Aus für die Karstadt-Sports-Häuser in Essen und Dortmund. Nach Informationen unserer Redaktion soll am Montag die Rettung eines Warenhauses verkündet werden.

Auch in der Essener Galeria-Zentrale sollen Stellen wegfallen

Die insgesamt 5900 Arbeitsplätze sollen aber nicht nur in den zu schließenden Läden wegfallen, sondern auch in der Essener Konzernzentrale. Dort arbeiten rund 1100 Menschen. Wie viele Stellen in der Hauptverwaltung zur Disposition stehen, ist unklar. Insolvenzverwalter Kebekus will überdies 25 Reisebüros schließen. Die Logistik soll bis Herbst 2021 in Essen-Vogelheim und Unna konzentriert werden.

Während der Standort Ruhrgebiet bei der Warenverteilung profitiert, dürfte Essen den Sitz der Galeria-Tochter Karstadt Sports verlieren. Laut Insolvenzplan soll die Kette demnächst vom Management des bisherigen Wettbewerbers Sportscheck geführt werden. Die Karstadt-Mutter Signa des österreichischen Immobilien-Moguls René Benko hatte das Unternehmen, dessen Zentrale in Unterhaching beheimatet ist, im vergangenen Jahr übernommen.

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Einen signifikanten Beitrag zur Sanierung von Karstadt und Kaufhof sollen auch die verbleibenden Beschäftigten leisten. Nach Jahren des Gehaltsverzichts habe sich Galeria mit der Gewerkschaft Verdi darauf verständigt, dass die geplante Entgeltsteigerung für das Jahr 2021 ausfallen soll, berichtet die „Wirtschaftswoche“. Als Entschädigung sollen die Betroffenen eine Arbeitszeitgutschrift erhalten und Verdi-Mitglieder einen höheren Warengutschein als üblich.

Vermieter gehen mit der Miete herunter

Federn gelassen haben auch die Vermieter. Mit zum Teil deutlichen Absenkungen bei der Miete haben sie dazu beigetragen, dass deutlich weniger Warenhäuser als die ursprünglich geplanten 82 geschlossen werden. Nach zähen Verhandlungen mit den Eigentümern der Immobilien konnten auf diese Weise auch die Karstadt-Filialen in Essen und Dortmund gerettet werden.

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Wie Galeria-Chef Miguel Müllenbach die Warenhäuser konzeptionell zurück auf die Erfolgsspur bringen will, bleibt zunächst recht nebulös. Im Insolvenzplan ist dem Medienbericht zufolge von mehr Premiummarken in den Modeabteilungen und neuen Formen der Gastronomie die Rede. Zudem wolle das Unternehmen in eine modernere Ladeneinrichtung investieren. Die „Wirtschaftswoche“ meldet, dass Eigentümer René Benko einen „Sanierungsbeitrag“ von bis zu 325 Millionen Euro zugesichert habe.