Essen. Bis zum 12. Oktober will das Kartellamt prüfen, ob Kaufland 101 Real-Standorte übernehmen darf. Auch Edeka hat Interesse.
Die vom neuen Eigentümer SCP geplante Zerschlagung der SB-Warenhauskette Real zieht sich hin. Das Bundeskartellamt kündigte am Freitag an, das vom Konkurrenten Kaufland ins Auge gefasste Paket von bis zu 101 Filialen genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Wettbewerbshüter haben nun bis zum 12. Oktober Zeit zu entscheiden, ob Kaufland die Märkte übernehmen darf.
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Wie der Discounter Lidl gehört auch Kaufland zur Schwarz-Gruppe, einem der größten Lebensmittelhändler in Deutschland. In einer „vertieften Prüfung“ will das Kartellamt nun eingehend untersuchen, ob es zu Einschränkungen des Wettbewerbs kommt, wenn Kaufland rund 100 der mehr als 270 Märkte des bisherigen Rivalen Real übernimmt.
Im Fokus der Bonner Behörde steht vor allem die Einkaufsmacht des Handelsriesen gegenüber Herstellern, die mit 100 zusätzlichen Filialen noch wachsen dürfte. Das Bundeskartellamt hat nach eigenen Angaben bereits an über 350 Lebensmittelhersteller Auskunftsbeschlüsse versandt, die 17 Produktgruppen betreffen. Damit sollen die aktuellen Struktur- und Machtverhältnisse auf den Märkten für die Beschaffung von Lebensmitteln ermittelt werden.
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Im Blick haben die Kartellwächter aber auch die Auswirkungen des geplanten Deals auf die Verbraucher, die künftig weniger Auswahlmöglichkeiten beim Kauf von Lebensmitteln haben. Aus diesem Grund sollen die Marktanteile und Wettbewerbsverhältnisse im Umfeld der Real-Standorte analysiert werden. Die Frist für die vertiefte Prüfung endet am 12. Oktober.
Doch nicht nur Kaufland ist an Standorten von Real interessiert. Auch Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka hat mit dem Eigentümer SCP bereits die Übernahme von 53 Real-Märkten vereinbart, aber noch nicht beim Kartellamt angemeldet. Wie es heißt, soll Edeka inzwischen Interesse an weiteren Filialen signalisiert haben. Der russische Investor, der Real mit seinen 34.000 Mitarbeitern Ende Juni von der Metro übernommen hat, verhandelt auch mit Rewe und Globus. SCP will nur 50 Märkte vorübergehend selbst betreiben, bis zu 30 gelten als unwirtschaftlich und sollen geschlossen werden.