Essen. Onlinehandel und Discountmode bei Aldi & Co. setzen dem Fashion-Fachhandel zu. IFH-Studie zeigt: Die Corona-Krise beschleunigt das Ladensterben.

Die Corona-Krise hat den Wandel im deutschen Modemarkt beschleunigt. Einer neuen Handelsstudie zufolge verlieren die stationären Modegeschäfte noch schneller Umsätze an die großen Onlinehändler. Das Kölner Marktforschungsinstitut IFH und die BBE Handelsberatung sagen deshalb voraus, dass in den kommenden Jahren bis zu 35 Prozent der Läden schließen. Das wären bundesweit bis rund 13.500 Modegeschäfte.

Der Fashionmarkt müsse in diesem Jahr mit einem Umsatzverlust von bis zu 20 Milliarden Euro rechnen. Das aufzuholen, werde Jahre dauern und bei der Verteilung der Marktanteile für eine weitere Verschiebung vom stationären in den Onlinehandel sorgen, heißt es im Branchenbericht Fashion & Accessoires. „Schon ohne die neuen Marktdynamiken rund um Covid-19 hat der Fashionhandel mit starken strukturellen Veränderungen und schwachem Marktwachstum zu kämpfen“, betont IFH-Experte Hansjürgen Heinick, und: „Corona hat diese Entwicklungen noch beschleunigt.“

Auch Aldi und Lidl setzen dem Modehandel zu

Den kleinen Händlern in den Städten setzten neben dem Onlinehandel auch die mit Niedrigpreisen um Marktanteile kämpfenden großen Filialisten zu. Hinzu kommt, dass im stationären Handel immer mehr Textilien und Schuhe im Lebensmittelhandel statt in den Fachgeschäften gekauft werden – die Discounter Aldi und Lidl locken mit Mode zu Kampfpreisen. Der stationären Mode-Fachhandel hat der Studie zufolge bereits 2019 um 1,4 Milliarden Euro an Umsatz verloren. Wegen der wochenlangen Zwangsschließungen zu Beginn der Corona-Krise und der anhaltenden Zurückhaltung beim klassischen Shoppen werden sich die Verluste in diesem Jahr laut IFH vervielfachen.

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Die Anzahl der Geschäfte im Fashion-Fachhandel verringert sich ohnehin seit Jahren rasant, binnen fünf Jahren hat jedes vierte Fachgeschäft zugemacht. Besonders drastisch zeigt sich das bei den kleinen und mittelgroßen Fachhändlern mit Bekleidung, Lederwaren und Schuhen: Von knapp 28.000 Läden im Jahr 2014 sind bis Ende 2019 nur noch rund 18.500 übrig geblieben – das ist ein Rückgang um 40 Prozent. Die großen Ketten haben ihre Filialzahlen noch einigermaßen stabil gehalten, doch inzwischen schließen auch die Standorte – und die Corona-Krise wird das mutmaßlich stark beschleunigen. Einige Ketten wie Esprit, Sinn, Hallhuber und Appelrath & Cüpper mussten sich in eine Schutzschirmverfahren retten.

Große Ketten wachsen online

Entsprechend hat der stationäre Modehandel Marktanteile verloren – zwischen 2014 und 2019 sank sein Anteil am Kuchen von 61 auf 55 Prozent. Zwar kompensieren vor allem große Händler wie H&M, C&A und Deichmann einen guten Teil der stationären Verluste durch eigenes Online-Wachstum. Doch die Onlineshops der stationären Fachhändler kamen 2019 nur auf einen Marktanteil von sechs Prozent, Onlinehändler wie Zalando und About You sowie die großen Marktplätze wie Amazon und Ebay dagegen auf 24 Prozent.