Krefeld. Das Schweizer Online-Warenhaus Galaxus will in NRW wachsen. Warum es sich Klimaneutral nennt und wie sich Kunden von CO2 freikaufen können.
Ob Karstadt und Kaufhof, Media Markt und Saturn – traditionelle Kaufhäuser tun sich schwer, Onlineshops aufzubauen, die mit dem US-Riesen Amazon mithalten können. Konkurrenz bekommen sie nun obendrein vom Schweizer Händler Galaxus, der den deutschen Markt erobern will und damit wirbt, bei ihm klimaneutral einkaufen zu können.
Gerade einmal vor zehn Jahren gestartet, hat Galaxus bereits die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro erreicht und beschäftigt 1500 Mitarbeiter. Im schweizerischen Heimatmarkt ist das Tochterunternehmen des Handelsriesen Migros, das ausschließlich online alles außer Lebensmittel anbietet, eine feste Größe. Den Sprung auf den hart umkämpften deutschen Markt wagte Gründer Florian Teuteberg erst im Jahr 2018. „In Deutschland sind wir mit Elektronikartikeln gestartet und erweitern jetzt Schritt für Schritt das Sortiment“, sagt der Unternehmer im Gespräch mit unserer Redaktion.
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Von Krefeld aus beliefert Galaxus die gesamte Republik. „Der Standort ist sehr attraktiv und zentral. In NRW finden wir gutes Personal und können gut angrenzende Länder erreichen“, meint Deutschlandchef Frank Hasselmann. Mit der zunehmenden Bedeutung wächst auch das Team. Ein Kundendienst ist im Aufbau. 30 Mitarbeiter kümmern sich aktuell in Krefeld um die Logistik – Tendenz: wachsend. Denn Galaxus gibt das Versprechen ab, dass die Artikel am nächsten Tag beim Kunden sind. Einige von ihnen kommen freilich direkt vom Lieferanten zum Empfänger nach Hause.
„Wir wollen ein Generalist sein, aber nicht 200 Millionen Produkte anbieten wie Amazon“, betont Gründer Teuteberg. Unterhaltungselektronik, Computer, Haushaltswaren, Textilien, Spielwaren und Baumarkt-Produkte gehören ebenso zum Kernsortiment wie Erotikartikel. „In der Schweiz gibt es Erotikartikel in jedem Supermarkt. Sie sind perfekt geeignet für den Online-Verkauf. Wir haben da keine Berührungsängste“, erklärt der Unternehmenschef.
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Punkten kann Galaxus aber offensichtlich doch mehr mit Technik-Sortimenten, die in Deutschland weit mehr als die Hälfte des Umsatzes ausmachen. Mit einem eigenen Konzept will sich das Online-Warenhaus aber von Amazon, Babymarkt.de, Zalando und Co. absetzen. „Auf unserer Plattform verlinken wir Videos, Testberichte, Meinungen und Hintergrund zu den Artikeln. Wir verstehen uns deshalb auch als ein Fachmagazin“, so Teuteberg.
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Neuestes Instrument, die Kunden an sich zu binden, ist allerdings die Möglichkeit, „klimaneutral“ im Onlineshop einkaufen zu können. „Wir wollen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Das ist auch das Bedürfnis unserer Kunden“, sagt der Gründer. „Das meiste CO2 entsteht bei der Produktion und bei der Logistik.“ Da ein Händler diese Faktoren kaum beeinflussen könne, biete Galaxus nun eine Möglichkeit zur Kompensation an. Gemessen an dem errechneten CO2-Ausstoß entfällt für ein bestelltes Samsung-Smartphone ein freiwilliger Beitrag von 3,38 Euro, für ein Sofa 13,03 Euro oder für einen Fernseher 10,52 Euro.
Freiwillige CO2-Abgabe fließt in Klimaschutzprojekte
Das Gros der CO2-Kompensationsgelder fließt in afrikanische und asiatische Klimaschutzprojekte. „Wir pflanzen dafür nicht nur Bäume“, verspricht Teuteberg. „Zehn Prozent unserer Kunden wählen den zusätzlichen Beitrag beim Bezahlvorgang aus“, zieht der Unternehmenschef eine erste Bilanz der Aktion, die erst am 11. Juni gestartet worden war. „Damit wurden unsere Erwartungen übertroffen.“
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Teuteberg hofft, dass über den klimaneutralen Einkauf pro Jahr einige Hundertausend Euro zusammenkommen. Bei der Verteilung der Gelder vertraut Galaxus auf den Partner South Pole – ein Zusammenschluss von rund 350 Sozialunternehmen, die weltweit Finanzierungen für Klimaschutzprojekte mobilisieren. Dabei geht es um den Erhalt der Regenwälder, die nachhaltige Landnutzung und die Unterstützung, fossile Energieträger durch erneuerbare zu ersetzen.
>>> Umfrage: Verbraucher wünschen sich umweltfreundliche Produkte
Bei einer Umfrage, die Galaxus beim Meinungsforschungsinstitut Appinio in Auftrag gegeben hat, sprach sich eine Mehrheit der Verbraucher für ein größeres Angebot an umweltfreundlichen Produkten aus.
Danach würden es knapp 60 Prozent der Befragten begrüßen, wenn sie den CO2-Ausstoß ihrer Online-Einkäufe kompensieren könnten.
Über die Hälfte (59 Prozent) der Konsumenten fühlen sich nicht ausreichend von Händler und Hersteller über das Thema Nachhaltigkeit informiert.
65 Prozent der Befragten wissen nicht, wo sie Informationen über den CO2-Fußabdruck von Produkten und Dienstleistungen finden können.