Essen. Die Corona-Krise trifft die Gastronomie besonders hart. Zwei von drei Restaurants und Hotels in NRW sehen ihre Existenz bedroht. Was sie fordern.

Die Lage für die Gastronomen wird immer dramatischer: Inzwischen bangen in NRW zwei von drei Restaurantbetreiber und Hoteliers (66 Prozent) um ihre Existenz, ergab die jüngste Umfrage des Branchenverbands Dehoga. Damit ist die Lage in Nordrhein-Westfalen besonders schlecht – bundesweit sehen sich 59 Prozent der Betriebe gefährdet.

Bisher ging der Dehoga NRW davon aus, dass etwa jeder vierte der 50.000 Hotel- und Gastronomiebetriebe im Land die Corona-Krise nicht überstehen könnte. Das Ergebnis der neuen Umfrage ist alarmierend. Dass die meisten wieder geöffnet haben und in diesem Sommer ihre Außengastronomien teils deutlich ausweiten konnten, reicht offensichtlich nicht, um durch das Corona-Jahr zu kommen. Denn aufgrund der Abstandsregeln müssen die Wirte durchschnittlich 42 Prozent ihrer Sitzplätze abbauen. Das erklärt, warum die Umsätze auch im Juli noch um fast die Hälfte unter Vorjahresniveau lagen. Für das Gesamtjahr rechnen die Gastronomiebetriebe und Hotels an Rhein und Ruhr damit, dass sich ihre Umsätze mehr als halbieren (-54 Prozent).

Jeder dritte Wirt hat Mitarbeiter entlassen

Die Corona-Krise wird trotz breiter Nutzung von staatlich finanzierter Kurzarbeit auch die Beschäftigten hart treffen und viele Arbeitsplätze kosten. Mehr als jeder dritte NRW-Betrieb (34 Prozent) gab an, er habe bereits Mitarbeiter entlassen müssen, 28 Prozent planen dies noch. Rund 15 Prozent der Gastro- und Hotelbetriebe mussten sogar Ausbildungsverhältnisse auflösen. „Wir wissen, dass unsere Azubis die Zukunft bedeuten. Das ist der Grund, warum unsere Unternehmer alles versuchen, Beschäftigte und Azubis zu halten“, sagt Bernd Niemeier, Dehoga-Präsident in NRW.

Wirte fordern mehr Hilfe vom Staat, um eine Pleitewelle zu verhindern.
Wirte fordern mehr Hilfe vom Staat, um eine Pleitewelle zu verhindern. © dpa | Hauke-Christian Dittrich

Die Soforthilfen der Länder, die vom Bund angebotenen Kreditprogramme und die neue Möglichkeit, Steuern zu stunden, werden breit genutzt. Trotzdem geben 69 Prozent der NRW-Betriebe an, dass die bisherigen Hilfen nicht ausreichen, um die Krise zu meistern. Zumal viele Wirte bei der nun geforderten Abrechnung der Soforthilfe beklagen, dass etwa gestundete Pachten nicht als Betriebskosten gelten sollen, die von der Soforthilfe gedeckt werden sollen. Auch können sie keine Personalkosten für Aushilfen angeben, weshalb viele große teile der Soforthilfe zurückzahlen müssten.

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NRW sieht das Problem und hat die Rückzahlungen gestoppt. Landeswirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) setzt sich derzeit in Berlin dafür ein, die Regeln entsprechend zu ändern. Dem Vernehmen nach ist Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) auch offen dafür, Finanzminister Olaf Scholz (SPD) müsste freilich mitspielen. Altmaier kündigte unlängst zudem einen Runden Tisch zur Rettung der Innenstädte an, wovon auch Restaurants profitieren sollen.

Dehoga befürchtet „Pleitewelle ungeahnten Ausmaßes“

Um „eine Pleitewelle ungeahnten Ausmaßes zu verhindern“, fordert der Dehoga Nachbesserungen: Die Kurzarbeitergeld-Regelung müsse verlängert, die bis Juni kommenden Jahres geltende Mehrwertsteuersenkung entfristet werden. Auch wünscht sich der Verband eine Verlängerung der gerade erst anlaufenden Überbrückungshilfen und eine gesetzliche Regelung für Corona-bedingte Pachtminderungen.

„Der Geschäftsreiseverkehr kommt nicht in die Gänge, Großveranstaltungen wie Messen, Sportveranstaltungen oder Konzerte finden weiterhin nicht oder nur sehr eingeschränkt statt, Clubs und Diskotheken bleiben geschlossen“, sagt Niemeier. Viele Gäste seien noch immer verunsichert. Während aktuell die Außenbereiche gut besucht werden, blicken die Wirte mit großer Sorge auf den Herbst und Winter: „Wir hoffen, dass die Skepsis gegenüber innengastronomischen Angeboten abnimmt, wenn das Wetter schlechter wird“, wirbt der Dehoga-Präsident.