Essen. Essener Chemiekonzern Evonik kommt stabil durch die Corona-Krise. Hygiene-Produkte stark gefragt, Kunststoffe für Autos nicht. Aktie legt zu.

Der Spezialchemiekonzern Evonik bekam die Corona-Pandemie im ersten Halbjahr deutlich zu spüren, geht bisher aber vergleichsweise stabil durch die Krise. Die weltweite Nachfrageschwäche vor allem der Autoindustrie dürfte wie allen Zulieferern auch den Essenern weiter zu schaffen machen. Dagegen laufen auch in Folge der Virusbekämpfung die Geschäfte mit Stoffen für Desinfektionsmittel sehr gut.

Die Konzernumsätze sanken im besonders von der Corona-Krise gezeichneten zweiten Quartal um 14 Prozent auf 2,83 Milliarden Euro. Der bereinigte operative Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach im Vergleich zum Vorjahresquartal um ein Fünftel (19 Prozent) auf 456 Millionen Euro ein, der Konzerngewinn halbierte sich von April bis Juni glatt auf 114 Millionen Euro. In den Halbjahreszahlen fallen die Minuszeichen etwas milder aus, zu Jahresbeginn lief das Geschäft noch auf Normalniveau.

Evonik bestätigt Jahresprognose

Anders als viele Industriekonzerne, etwa Bayer, muss Evonik seine Prognose für das Jahr nicht weiter absenken. Das bereinigte Ebitda werde zwischen 1,7 bis 2,1 Milliarden Euro liegen, bestätigte Evonik seine Hochrechnung aus dem Mai. Damit würde der operative Gewinn im Vergleich zum Vorjahr (2,15 Milliarden) nur leicht bis maximal 20 Prozent sinken. Auch beim Umsatz würden die Essener im besten prognostizierten Fall mit 13 Milliarden Euro den Vorjahreswert (13,1 Milliarden) fast erreichen, das untere Ende der Spanne von 11,5 Milliarden würde einen Rückgang der Erlöse um gut elf Prozent bedeuten.

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Die Folgen der Corona-Pandemie sind bei Evonik in den Ergebnissen der einzelnen Sparten abzulesen: Der Umsatz mit auch in der Autoindustrie gefragten Hochleistungs-Materialien brach zwischen April und Juni um 42 Prozent ein. Die Sparte mit Spezialstoffen für Gesundheitsprodukte und Tiernahrung blieb mit einem minus von nur vier Prozent weitgehend stabil. Weil etwa die Preise für Tiernahrungs-Zusatzstoffe stiegen, verdiente die Sparte operativ mit 217 Millionen Euro sogar mehr Geld (14 Prozent) als im Vorjahresquartal. Mit dem Nahrungsergänzungsmittel „Medox“ wagt Evonik hier nun auch den Einstieg ins Konsumentengeschäft und vertreibt das pflanzliche Produkt in Apotheken.

Kullmann: Evonik hält der Krise stand

Evonik-Chef Christian Kullmann sieht den MDax-Konzern auf Kurs.
Evonik-Chef Christian Kullmann sieht den MDax-Konzern auf Kurs. © FUNKE Foto Services | STEFAN AREND

Gegenläufige Entwicklungen gab es in der dritten großen Produktionssparte „Ressource Efficiency“: Spezialstoffe etwa für Desinfektionsmittel profitierten von der Pandemie-Bekämpfung, dagegen litten die Geschäfte mit Hochleistungskunststoffen und Additiven für die Auto- und Reifenindustrie unter der globalen Absatzkrise. Unterm Strich sank hier der Umsatz um 14 Prozent auf 1,24 Milliarde Euro.

Konzernchef Christian Kullmann zeigte sich zufrieden: „Evonik hält der Krise stand“, sagte er. Das Unternehmen habe im zweiten Quartal zwar die Folgen der Pandemie „durchaus zu spüren bekommen“, aber der laufende Konzernumbau und die Sparprogramme hätten dazu beigetragen, „dass wir besser durchs erste Halbjahr gekommen sind als zunächst erwartet“.

Die Finanzmärkte gaben ihm am Dienstagmorgen indirekt Recht und griffen nach der Aktie des MDax-Konzerns. Gegen den sinkenden Markttrend im MDax legte das Evonik-Papier nach Börsenstart um mehr als drei Prozent und damit kräftig zu.