Essen. Galeria Karstadt Kaufhof nimmt laut Verdi weitere sechs Filialen von der Schließungsliste. Darauf bleiben 50 stehen, auch die Essener Kaufhäuser.

Der Warenhauskonzern Karstadt Kaufhof hat dem Betriebsrat und der Gewerkschaft Verdi zufolge zufolge sechs weitere Filialen von seiner Schließungsliste genommen. In NRW ist allerdings nur Bielefeld dabei, am Sitz in Essen sollen nach jetzigem Stand mit dem Kaufhof sowie Karstadt und Karstadt Sports im Limbecker Platz nach wie vor alle drei Filialen schließen. Man kämpfe aber nach wie vor um die Rettung weiterer Filialen, betonte Verdi-Verhandlungsführer Orhan Akman.

Damit stehen nach anfänglich 62 Warenhäusern „nur“ noch 50 auf der aktuellen Schließungsliste des Karstadt-Managements und des Generalbevollmächtigten für das laufende Insolvenzverfahren in Eigenregie, Arndt Geiwitz. Der Sachwalter Frank Kebekus, mit dem Geiwitz das Schutzschirmverfahren seit Ende März lenkt, hatte unlängst dem „Spiegel“ gesagt, es liefen nach wie vor Gespräche mit den Vermietern und er hoffe, „dass wir am Ende weniger als 50 Standorte schließen müssen“. Noch betreiben Karstadt und Kaufhof unter dem gemeinsamen Dach Galeria 172 Kaufhäuser in Deutschland.

Verdi: Hunderte Arbeitsplätze gerettet

Verdi feierte die Nachricht vom Fortbestand weiterer sechs Standorte: „Damit sind mehrere Hundert Arbeitsplätze gerettet – das ist eine gute Nachricht für die Beschäftigten“, sagte Verhandlungsführer Akman. Erhalten bleiben sollen nach übereinstimmenden Angaben vom Gesamtbetriebsrat und von Verdi die Filialen in Bielefeld, Berlin-Lichtenberg, Hamburg (Alstertal-Einkaufszentrum), Leonberg, Nürnberg-Langwasser und Singen. „Das zeigt, wenn in den Kommunen alle an einem Strang ziehen, dann kann die Rettung gelingen“, so Akman.

Verdi erklärte, auch die 50 noch auf der Streichliste stehenden Filialen nicht verloren geben zu wollen. „Wir werden weiterkämpfen und unsere Kräfte bündeln, zusammen mit den Beschäftigten und den Betriebsräten vor Ort, den Oberbürgermeistern, Vermietern und Industrie- und Handelskammern“, sagte Akman. „Was wir bisher erreicht haben, zeigt doch: Der Kampf lohnt sich.“

Für viele Filialen keine Hoffnung mehr

Aus regionalen Gewerkschaftskreisen ist aber auch zu vernehmen, dass es für viele Filialen keine Hoffnung mehr gibt und auch keine Gespräche etwa mit den Vermietern stattfinden. Dem Vernehmen nach besonders heftig gerungen wird darum, wenigstens einen Standort am Konzernsitz Essen zu erhalten. Für die Stadt und ihren Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) wäre der Verlust aller Filialen eine immenser Imageverlust, zumal auch der Verbleib der Unternehmenszentrale in Essen auf der Kippe steht.

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Nachdem es lange hieß, um den Kaufhof am Essener Hauptbahnhof werde noch gerungen, bestätigte der Vermieter, die Koerfer-Gruppe, Anfang dieser Woche den Eingang des Kündigungsschreibens von Galeria. Stattdessen soll es noch Gespräche über die Rettung der Karstadt-Filiale im Einkaufscenter Limbecker Platz geben, für die es anfangs kaum Hoffnung gab.

Der Poker um Mieten und Standorte geht weiter

Dieses Hin und Her gemahnt Beobachter zur Vorsicht bei der Bewertung der Nachrichtenbrocken, die täglich aus dem Umfeld des Unternehmens, der Immobilienbesitzer sowie aus der Politik und dem Arbeitnehmerlager sickern. So wurde etwa kurz nach der Kebekus-Aussage, es könnten weniger als 50 Filialen geschlossen werden, die gegenteilige Nachricht lanciert, das Management habe seine Verhandlungen mit den Vermietern eingestellt. Nun wurden offenkundig doch noch weitere sechs Häuser gerettet, die Zahl 50 ist damit erreicht, aber noch nicht unterschritten. Der Poker um Häuser, Mieten und Arbeitsplätze dauert an.

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Eine weitere Marke auf der Zeitleiste ist der kommende Dienstag. Bis dahin sollen sich alle Mitarbeiter in Filialen, die auf der Schließungsliste stehen, entscheiden, ob sie die Abfindung nehmen oder in die Transfergesellschaft wechseln. Aber auch für sie steht noch eine Hintertür offen: Mit einem Rückkehrrecht für den Fall, dass ihre Filialen doch noch gerettet werden.