Essen. Böckler-Studie zeigt die regionale Verteilung der Kurzarbeit. Industrieregionen wie Südwestfalen besonders betroffen, das Ruhrgebiet weniger.
Im Ruhrgebiet sind bisher vergleichsweise wenige Beschäftigte von Kurzarbeit betroffen. Das geht aus einer Auswertung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor. Hinter dieser auf den ersten Blick guten Nachricht steckt allerdings die Strukturschwäche der Region: Dass zwischen Duisburg und Dortmund weniger Menschen von ihren Betrieben in Kurzarbeit geschickt wurden als anderswo, zeugt von der fortschreitenden Deindustrialisierung des Ruhrgebiets. Denn besonders betroffen sind die starken Industrieregionen.
Viel Kurzarbeit in Südwestfalen, wenig im Ruhrgebiet
In NRW sind dies vor allem die von der Autoindustrie abhängigen Zulieferer-Regionen – etwa Südwestfalen. So hatten die Arbeitgeber im Kreis Olpe zuletzt für mehr als jeden zweiten sozialversicherungspflichtig Beschäftigten (50,2 Prozent) Kurzarbeit angemeldet. Zu den am stärksten betroffenen Kreisen gehörten auch der Hochsauerlandkreis (47,0 Prozent), der Kreis Unna (46,7 Prozent) und der Märkische Kreis (42,2 Prozent). Der bundesweite Durchschnitt liegt bei 31,4 Prozent.
Weniger betroffen sind Kreise mit großen Chemieunternehmen, die kaum von der Corona-Krise betroffen sind: So hat die Bayer-Stadt Leverkusen mit 16,2 Prozent die niedrigste Kurzarbeits-Quote in NRW. Auch der Kreis Recklinghausen mit dem Chemiepark in Marl steht vergleichsweise gut da – hier wurde für 23 Prozent der Beschäftigten Kurzarbeit angemeldet. Ansonsten spielen Industrie und verarbeitendes Gewerbe im Ruhrgebiet neben Handel und Dienstleistungen nur noch eine Nebenrolle: Der Anteil an der gesamten Wertschöpfung ist weit unter 20 Prozent und damit auch unter den Landes- und Bundesdurchschnitt gesunken.
Niedrige Quoten in Duisburg und Dortmund
So erklären sich die relativ geringen Kurzarbeitsquoten etwa in Dortmund (25,2 Prozent), Bochum (23,9), Bottrop (23,8), Herne (23,2), Mülheim (23,1) und Duisburg (22,1). Die höchste Quote im Revier hat Essen mit 36,1 Prozent, gefolgt von Gelsenkirchen (31,2) und Oberhausen (29,8).
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Während der Handel und die Gastronomie mit den Lockerungen der Corona-Maßnahmen auch ihre Kurzarbeit wieder weitgehend beenden, dürfte sie in der Industrie noch monatelang eine große Rolle spielen, wie etwa die IG Metall erwartet. Indem die Bundesagentur für Arbeit das Kurzarbeitergeld übernimmt, werden die Betriebe weitgehend von den Lohnkosten befreit und können so ihre Beschäftigten halten. Das funktioniert aber nur, wenn sich die Produktion absehbar auch wieder auf normalisiert.
Die Studie gibt demnach auch Aufschluss über die künftigen Risiken für den örtlichen Arbeitsmarkt, weil Kurzarbeit je nach Dauer der Krise nicht jeden Betrieb durch die Krise retten – und damit für viele Beschäftigte in Arbeitslosigkeit münden wird. Am Mittwoch werden die Arbeitslosenzahlen für Juni darüber weiteren Aufschluss geben.