Essen. Die Gastronomen fordern Hinweise von der Politik, wann sie wieder öffnen können. Für Lockerungen demonstrieren sie heute mit leeren Stühlen.
Um die befürchtete Pleitewelle in der Gastronomie abzuwenden, fordern Wirte und Hoteliers Hilfe der Politik. Mit einem bundesweiten Protesttag wollen sie heute auf ihre existenziellen Probleme aufmerksam machen. „Leere Stühle“, so der Name der Aktion, sollen auch in den Innenstädten von Dortmund, Bochum und Essen verdeutlichen, worunter geschlossene Restaurants in der Corona-Krise besonders leiden: keine Gäste, keine Umsätze und keine Perspektive.
„Wir müssen wissen, wann es für uns wieder losgeht“, sagt Frank Buchheister, Präsident der Gastronomiekette Road Stop und Mitorganisator des Protestbündnisses Leadersclub. Seit Mitte März mussten nach seinen Angaben bundesweit 223.000 Restaurants, Cafés und Gaststätten mit rund 2,4 Millionen Beschäftigten wegen der Pandemie schließen.
Während der Einzelhandel wieder angelaufen ist und selbst Friseure, die ihren Kunden besonders nahe kommen, ab 4. Mai öffnen können, beklagt die Gastronomie-Branche eine weiterhin fehlende Perspektive. In der Nacht zu Donnerstag hatte die große Koalition in Berlin beschlossen, zumindest eine Forderung der Wirte zu erfüllen: Ab Juli wird die Mehrwertsteuer für Speisen von 19 auf sieben Prozent gesenkt – allerdings befristet auf ein Jahr. Die Branche begrüßte die Entscheidung.
Auch interessant
Um den Betreibern von Restaurants und Gaststätten den Start zu erleichtern, macht sich das Bündnis Leadersclub dafür stark, dass künftig mehr Flächen unter freiem Himmel gastronomisch genutzt werden können. Für entsprechende Genehmigungen sind die Stadtverwaltungen zuständig.
In einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) setzen sich auch zahlreiche Starkochs wie Björn Freitag, Frank Rosin, Tim Mälzer, aber auch Lieferanten wie Metro-Chef Olaf Koch und Fleischfabrikant Clemens Tönnies dafür ein, dass die Gastronomie wieder einen „achtsamen Neustart“ wagen könne. Der breiten Allianz gehören rund 160 Unternehmer an. Sie fordert überdies konkrete staatliche Fördermaßnahmen, „um die Vielfalt und Qualität der Gastronomie nachhaltig zu schützen“.
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband Dehoga dringt weiter auf ein eigenes Rettungspaket für die Branche: „Die Lockerungen werden auf unabsehbare Zeit erhöhte Hygiene-Maßnahmen und Mindestabstände bedeuten“, so NRW-Präsident Bernd Niemeier. Wenn zwischen den Gästen stets zwei Meter Platz sein müssten und Tische nur mit zwei Personen besetzt werden dürften, „kann das in der Praxis bis zu einer Halbierung der Plätze und mehr führen“. Das führe dazu, dass Umsätze bis ins nächste Jahr „sehr niedrig bleiben“ würden, so Niemeier.