Ruhrgebiet. Die Corona-Krise hat die Ruhrwirtschaft voll erfasst. Die Lage der Betriebe wird immer finsterer. Mehr als die Hälfte befürchtet Stellenabbau.

Ob Handwerk, Handel oder Industrie: Mit dem Erlahmen des öffentlichen Lebens durch die Coronavirus-Krise spitzt sich die Lage in vielen Unternehmen des Ruhrgebiets dramatisch zu. Eine Blitzumfrage der IHK Dortmund ergab, dass 67 Prozent der Firmen eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Lage erwarten. In der Woche zuvor waren es „nur“ 44,4 Prozent. 67 Prozent rechnen mit einem Rückgang der Beschäftigung nach der Krise.

„Es ist eine Katastrophe, wie sich die Lage entwickelt hat“, sagt Stefan Schreiber, Hauptgeschäftsführer der Dortmunder IHK. „Die Sorge unserer Unternehmen vor einer Insolvenz wird immer größer, wenn sie nicht ganz schnell finanzielle Unterstützung erhalten.“ Das Geld müsse „am besten schon gestern“ überwiesen worden sein. Schreiber: „Die Gastronomen müssen Ende des Monats die Gehälter auszahlen, nehmen aber gar nichts mehr ein.“

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Bei der Kammer in Dortmund ging in dieser Woche eine Flut von Anfragen ein. „Wir haben bei 2000 Anrufen intensive Beratung geleistet“, resümiert der Hauptgeschäftsführer. Mitarbeiter, die eigentlich mit Prüfungsthemen befasst sind, habe er kurzerhand geschult in Themen wie Kurzarbeitergeld, Bürgschaften und KfW-Darlehen. „Die Textilanbieter haben sich mit Frühjahrsmode eingedeckt und die Ware bezahlt. Niemand weiß, wann sie wieder verkauft werden kann“, meint Schreiber.

Sorge um Existenzgründer und Start-ups

Große Sorgen bereiten ihm auch Existenzgründer und Start-ups, die noch kein Eigenkapital gebildet haben, um damit während der Krise über die Runden zu kommen. „Sie alle brauchen jetzt schnell Liquidität“, fordert der IHK-Manager. Ein Anliegen ist ihm auch der Hinweis, dass Auszubildende ein Anrecht auf Kurzarbeitergeld haben. Schreiber: „Ich warne davor, dass uns jetzt Ausbildungsverträge verloren gehen.“

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Auch bei der Niederrheinischen IHK in Duisburg stehen die Telefone nicht still. Präsident Burkhard Landers forderte am Freitag neben Liquiditätshilfen auch einen Beitrag der Kommunen. Sie mögen ihre Steuern und Gebühren stunden, appellierte Landers. Vorreiter seien hier unter anderem die Städte Duisburg und Moers, lobte der Präsident. Auch die IHK entlaste ihre Mitgliedsunternehmen und setze bis auf Weiteres ihre Beitragsveranlagungen aus.

Auch das Handwerk, das in großen Teilen weiterarbeiten kann, ächzt unter der Corona-Krise. Bei einer Umfrage gab nahezu jeder zweite Betrieb in Nordrhein-Westfalen (47 Prozent) an, von den Auswirkungen betroffen zu sein. Im Kammerbezirk Dortmund sind es immerhin 36 Prozent. Der Kammer zufolge ist das Lebensmittelhandwerk am stärksten betroffen. Drei Viertel der Betriebe berichteten von negativen Auswirkungen. Am besten hält sich zunächst noch das Bauhauptgewerbe, wo aktuell erst 21 Prozent der Unternehmen Beeinträchtigungen verspüren.