Mülheim/Essen. Aldi Nord und Süd legen ihre Eigenmarken zusammen. Damit wollen die Discounter Kosten sparen und Preise drücken. Kampfansage an die Konkurrenz.
Werbung und Einkauf haben die Schwester-Discounter Aldi Nord und Aldi Süd bereits vor einigen Jahren zusammengelegt. Jetzt rücken die Unternehmen aus Essen und Mülheim noch enger zusammen und vereinheitlichen ihre Eigenmarken, die 90 Prozent des gesamten Sortiments ausmachen. Von der Kostenersparnis sollen dem Konzern zufolge auch die Kunden profitieren.
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Die Ankündigung der beiden Ketten liest sich wie eine neuerliche Kampfansage an den deutschen Einzelhandel. Mit der Harmonisierung der rund 100 Eigenmarken will Aldi nicht nur seine Marktposition und Wettbewerbsfähigkeit festigen. Die Rede ist auch davon, die „Preisführerschaft auszubauen“. Als größter Discounter in Deutschland gibt Aldi seit jeher den Takt bei Preiserhöhungen und -senkungen vor. Wenn die beiden Schwestern aus dem Ruhrgebiet die Butter um zehn Cent billiger machen, ziehen andere Händler in der Regel noch am selben Tag nach.
Die gleichen Aldi-Marken von Hamburg bis München
„Es ist Tradition, dass Aldi Einsparungen − wo immer möglich − an Kunden weitergibt. Dem bleiben wir treu“, sagt Simon Gelzer, Einkaufschef bei Aldi Süd. Und sein Kollege Tobias Heinbockel von Aldi Nord betont, dass man am Prinzip „Qualität zum besten Preis“ festhalten werde. Die Unternehmen wollten sich allerdings nicht dazu äußern, wie stark die Preise in den Läden vermutlich purzeln werden.
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Fest steht indes, dass die Ruhr, die für die beiden Aldis seit der Aufteilung in ein Nord- und in ein Süd-Reich als Äquator diente, zunehmend ihre Funktion als Grenze verliert. „Zukünftig finden unsere Kunden überall die gleichen Aldi-Marken – egal, ob in Hamburg oder in München, in Berlin oder in Köln“, erklärt Gelzer. Regionale Produkte soll es aber weiterhin geben.
100 Eigenmarken auf dem Prüfstand
Bis zum Ende des Jahres soll die Vereinheitlichung abgeschlossen sein. Einige gemeinsame Marken gibt es bereits: darunter Tandil (Waschmittel), Moser Roth (Schokolade) oder Kokett (Papierwaren). Alle anderen sollen nun auf den Prüfstand kommen. Nach Angaben beider Unternehmen will Aldi Süd Namen von Aldi Nord übernehmen und umgekehrt. Verpackungen sollen sich ändern, es soll zum Teil auch neue Sorten und Rezepturen geben. „Einheitliche Anforderungen und Prozesse“ sollen auch für die Aldi-Lieferanten Vereinfachungen mit sich bringen. „Wir wollen Synergie-Potenziale überall, wo möglich, nutzen“, kündigt Manager Heinbockel an.
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Die Ankündigung von Aldi löste am Donnerstag in der Branche einigen Wirbel aus. „Die Harmonisierung der Sortimente ist schon sehr beachtlich“, sagte Marco Atzberger, Geschäftsführer des Kölner Einzelhandelsinstituts EHI, unserer Redaktion. Nach dem Tod der beiden Gründer-Brüder Karl und Theo Albrecht wüchsen die beiden seit 1961 getrennten Unternehmen zusehends zusammen. „Auf den gemeinsamen Einkauf und die gemeinsame Werbung folgt jetzt der nächste Schritt: die Einführung eines nationalen Sortiments“, so Atzberger.
Handelsexperte: Discounter unter Druck
Der Handelsexperte geht davon aus, dass sich die Aldis bei der neuen Strategie von der wirtschaftlichen Entwicklung treiben lassen. „Die Discounter stehen unter Druck, weil die Supermärkte zunehmend erfolgreicher werden“, sagt der EHI-Geschäftsführer. „Aldi reagiert darauf mit mehr Markenartikeln, einem modernisierten Ladenbau und jetzt mit einer effizienteren Beschaffung.“
Nach einer aktuellen Marktstudie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) steigerten Supermarktketten wie Edeka und Rewe ihre Umsätze im vergangenen Jahr um rund drei Prozent. Die Discounter wie Aldi und Lidl schafften dagegen laut GfK insgesamt nur ein Plus von 0,9 Prozent.