Essen/Mülheim. . Die Discounter Aldi Nord aus Essen und Aldi Süd aus Mülheim werben erstmals gemeinsam. Im Visier haben sie vor allem Supermärkte mit Vollsortimenten.

Erstmals in ihrer Geschichte starten die Discounter Aldi Nord (Essen) und Aldi Süd (Mülheim) eine massive Werbekampagne – und zwar gemeinsam. Ab diesem Sonntag schalten die Unternehmen Spots in Fernseh- und Radiosendern sowie im Internet. Ab 20. Oktober wird Aldi auch auf den Kino-Leinwänden präsent sein. Zudem wirbt der angesagte Berliner Rapper Fargo für Aldi.

Ihre Werbekampagne stellen die beiden Discounter unter das Motto „Einfach ist mehr“. Sie soll Themen wie Stress, Zeitnot und Überforderung angesichts der schieren Produktvielfalt im Handel aufgreifen.“ Einfachheit ist der Luxus unserer Zeit“, sagte Jeanette Thull, Geschäftsführerin im Zentraleinkauf von Aldi Süd. Beide Unternehmen wiesen am Donnerstag den Eindruck zurück, dass sie die Werbespots als Antwort auf die rückläufigen Marktanteile der Discounter im deutschen Handel schalten.

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Zeus bekommt Ärger, weil seine Partys auf dem Olymp viel zu teuer sind. Er erfährt, dass Götter auf der Erde viel günstiger einkaufen und wird Kunde bei Aldi. Dieser Kino-Spot ist Teil der großen Kampagne mit dem Slogan „Einfach ist mehr“, mit der die beiden Discounter Aldi Nord und Aldi Süd langfristig werben wollen.

Modernisierung und Nachhaltigkeit

Informationen aus den beiden Familienunternehmen in Essen und Mülheim gibt es höchst selten. Pressekonferenzen grenzen an eine Sensation. Und wenn dazu gemeinsam eingeladen wird, kommt das einer Revolution gleich. Nach dem Tod der beiden Gründer Theo und Karl Albrecht, die eine überschaubare Anzahl von Artikeln zu günstigen Preisen aus Pappkartons verkauften, hat in den bundesweit 2340 Filialen von Aldi Süd und in 1860 Filialen von Aldi Nord ein Modernisierungsprozess eingesetzt. Die Unternehmen aus Mülheim und Essen setzen auf schickere Inneneinrichtungen, mehr Artikel von Markenherstellern, Bio und Nachhaltigkeit.

Nun brechen sie mit einem weiteren Tabu: Über den Prospekt und Tageszeitungsanzeigen mit dem Titel „Aldi informiert“ hinaus war der Verzicht auf Werbung wichtiger Bestandteil der Philosophie der beiden Gründer. Ab Sonntag nun schaltet Aldi Fernseh- und Radiospots und wird ab dem 20. Oktober auch auf den Kinoleinwänden präsent sein. Zudem wirbt der Berliner Rapper Fargo über den konzerneigenen Musikabo-Service Aldi Life. Bundesweit wurden rund 50.000 Plakat-Standorte gebucht.

Die gemeinsame Strategie der beiden Unternehmen links und rechts der Ruhr stößt aber auch an ihre Grenzen. Während Aldi Süd auch in den sozialen Netzwerken wie Facebook vertreten ist, geht Aldi Nord diesen Schritt nicht. Zu den Gründen wollte sich Kay Rüschoff, Geschäftsführer Kommunikation, am Donnerstag nicht äußern.

Zusammenarbeit im Einkauf

Obwohl beide Albrecht-Stämme an dem „Aldi-Äquator“, der die Konzernwelt in Nord und Süd aufteilt, festhalten und ihre Selbstständigkeit betonen, ist die Kooperation hinter den Kulissen ausgeprägt. „Wir arbeiten intensiv im Einkauf zusammen und haben nahezu deckungsgleiche Sortimente und Lieferanten. Nur die Verpackungen unterscheiden sich“, sagt Jeanette Thull, Geschäftsführerin im Zentraleinkauf bei Aldi Süd. Der gemeinsame Einkauf ist der Grund für die außerordentliche Marktmacht, die Aldi auf die Waage bringt. Die beiden Discounter gehen bei Preisveränderungen meist voran.

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Reserviert äußern sich die beiden Manager, ob mit der gemeinsamen Werbekampagne die Unternehmen weiter zusammenrücken. In Branchenkreisen wird immer wieder spekuliert, dass Aldi Nord und Süd irgendwann fusionieren könnten. Denn zumindest in Deutschland wachsen für die Discounter die Bäume nicht mehr in den Himmel. Der heimische Markt von Aldi, Lidl, Netto, Penny und Co. gilt weitgehend als gesättigt. Wachstum können sie vor allem im Ausland generieren. Nach Zahlen des Handelsforschungsinstituts Nielsen ist der Anteil der Discounter am deutschen Lebensmitteileinzelhandel im vergangenen Jahr leicht auf 38,1 Prozent geschrumpft. Im Jahr zuvor waren es 38,5 Prozent, 2013 sogar 38,7 Prozent. Auch die Zahl der Discounter-Filialen wird kleiner.

Auch wenn die Manager es nicht bestätigen wollten: Mit seiner Werbekampagne kämpft Aldi auch gegen die Konkurrenz vor allem durch Supermärkte, die an Bedeutung gewinnen. Die Aldi-Spots mit dem Slogan „Einfach ist mehr“ zielen auf die Vollsortimenter. „Bei der Auswahl von vielen Haarshampoos verlieren wir Zeit“, sagt Geschäftsführerin Thull. Dagegen setzt sie das überschaubare Aldi-Angebot: „Einfachheit ist der Luxus unserer Zeit.“