Düsseldorf/Bochum. . Nach erfolgreichen Tests soll es an 1000 Aral-Stationen „Rewe to go“ geben. Es geht längst nicht mehr nur ums Tanken an den Tankstellen.
Tankstellen verdienen ihr Geld längst nicht mehr mit dem Verkauf von Sprit. Der Benzin-Absatz geht kontinuierlich zurück. Beim deutschen Marktführer Aral steuerten die Shops im vergangenen Jahr 61 Prozent zum Ertrag bei. Die Einkaufsmöglichkeiten will der Bochumer Konzern nun massiv ausweiten und bundesweit 1000 Stationen mit Rewe-to-go-Filialen ausstatten.
Tankstelle in Düsseldorf gehörte zu Pilotversuch
„Kann man hier auch noch tanken?“ – diese Frage hat Ingo Wies häufiger gehört, als er im April 2014 den Supermarkt in seiner Aral-Tankstelle in Düsseldorf eröffnete. Braune und grüne Töne, Regale mit Nudeln, Reis und Saucen; Kühlschränke mit frischer Milch und Butter; Obst und Gemüse und natürlich Sushi: Die Station am Südring gehörte zu den zehn Pilotversuchen, die Aral und Rewe bundesweit starteten, um das neue Konzept zu testen. Die Erfahrungen waren so gut, dass im März die Entscheidung fiel, die kleinen Supermärkte Schritt für Schritt auszurollen.
Rund 1400 Artikel umfasst das Rewe-to-go-Sortiment, das im Schnitt auf 95 Quadratmetern angeboten wird. Große Rewe-Filialen haben bis zu 50 000 Produkte in den Regalen. „Damit treten wir nicht in den Wettbewerb zu Supermärkten“, betont Rainer Kraus, bei Aral zuständig für Transformation und das Convenience-Geschäft.
Aral will durch "bedarfsgerechten Einkauf" punkten
Eine kleine Auswahl an Lebensmitteln, Getränken und Süßwaren hatten die blauen Tankstellen schon immer im Angebot. „Mit der Ausweitung der Ladenöffnungszeiten hat sich das Geschäft aber reduziert“, sagt Kraus. „Die Menschen haben wenig Zeit und planen ihren Einkauf nicht mehr für die ganze Woche“, so der Manager. Der Trend gehe zum „bedarfsgerechten Einkauf“ etwa für das Abendessen. Bei Aral gibt es Lebensmittel auch an Sonn- und Feiertagen.
„Deshalb stellen wir ein breiteres Angebot von Gerichten in den Mittelpunkt, die einfach zuzubereiten sind“, sagt Kraus. „Ready to heat“ und „Ready to cook“ heißen die neuesten Trends in der Convenience-Küche. Das halbe gegrillte Hähnchen gibt es aus der heißen Theke, portionierte Beilagen wie Gemüse oder Reis im Regal. Für den Sofortverzehr gibt es auch Mittagsgerichte. Der Verkaufshit: Salat zum Schütteln. Die Croutons aus dem Deckel müssen nur in den Becher gekippt werden. Beim Schütteln vermischt sich das Dressing mit dem Salat.
Zwei zusätzliche Mitarbeiter zur Unterstützung
Um das neue Angebot stemmen zu können, hat Aral-Pächter Wies zwei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt. Nach zwei Jahren Erfahrung mit dem Rewe-to-go-Konzept zeigt er sich zufrieden: „Es kommen deutlich mehr junge Leute aus der Universität und der benachbarten Berufsschule. Wir haben außerhalb des Tankgeschäfts neue Stammkunden gewonnen“, sagt Wies. Der durchschnittliche Aral-Stammkunde kommt ein- bis zweimal pro Monat zum Tanken. Nun gibt es mehr Frequenz.
Snacks gibt es seit jeher bei Aral. Die neue heiße Theke mit warmen Menüs bietet bei Rewe-to-go eine größere Auswahl. „Die Entwicklung des Sofortverzehrs an der Station hat uns am meisten überrascht“, sagt Manager Kraus. „In den Bistros können wir eine Umsatzsteigerung von 70 bis 140 Prozent verzeichnen.“ Dabei ist der Bochumer Mineralölkonzern ohnehin schon der größte Kaffeebrüher in Deutschland: An den 1137 Tankstellen mit Bistro gehen täglich 85 000 Coffee to go über die Theke. Da jeder einzelne Pächter direkt bei Rewe die Ware bestellt, können die Sortimente von Station zu Station unterschiedlich sein.
Ebenso die Preise. Sie liegen über dem Niveau der Supermärkte und Discounter, aber unter denen der üblichen Tankstellen-Preise. „Die Kunden akzeptieren, dass es bei uns etwas teurer ist“, sagt Pächter Wies. Dafür gibt es kleine Portionen und Eier im Viererkarton.