Mülheim. Tengelmann will wieder stärker in den USA wachsen. Der neue Chef Christian Haub stärkt seine Stellung. Sein Bruder Georg hat Beirat verlassen.
Der Handelskonzern Tengelmann erfindet sich neu. Das Familienunternehmen hat sich nicht nur von den meisten Mitarbeitern getrennt und die traditionsreiche Zentrale in Mülheim verlassen. Es hat sich auch einen neuen Namen gegeben und firmiert jetzt unter Tengelmann Twenty-One.
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Auf der frisch renovierten Internetseite ist nachzulesen, welche Strategie die auf rund 40 Beschäftigte abgespeckte Holding verfolgt: „Wir sind ein aktiver, unternehmerischer Family Equity Investor mit dem Anspruch, wertstiftende Impulse für eine erfolgreiche Entwicklung unserer Unternehmen zu setzen“, heißt es auf der Homepage. Durch Kapital-Beteiligungen plant Tengelmann ein „frühzeitiges Engagement in innovativen Wachstumsbranchen“.
Tengelmann will wieder in USA wachsen
Während die Handelsfirmen Obi-Baumärkte, die Discounter Kik und Tedi und der Kinderausstatter Babymarkt.de ihre Schwerpunkte in Deutschland und Europa haben, will Tengelmann künftig wieder stärker in den USA wachsen. „Unser Ziel ist es, in diesen beiden Märkten auf Sicht vergleichbar starke Standbeine zu haben“, heißt es zur Strategie. Dazu gehört auch, dass Tengelmann nicht nur Handels- und Wohnimmobilien baut, sondern auch in das Geschäft mit Büroobjekten einsteigen will.
Während hinter den Kulissen die Auseinandersetzungen um das Erbe des bisherigen Tengelmann-Chefs Karl-Erivan Haub, der seit dem 7. April 2018 verschollen ist, weitergehen, kann dessen Bruder Christian Haub seine Stellung im Unternehmen stärken. Er ist alleingeschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensgruppe Tengelmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Tengelmann Twenty-One KG und Chef der US-Tochter Emil Capital Partners.
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Derweil hat der dritte Bruder, Georg Haub, Ende 2019 sein Mandat im Beirat des Familienunternehmens niedergelegt. Georg Haub war erst im Sommer 2018 Mitglied in dem Aufsichtsgremium geworden. Nach Angaben eines Sprechers habe er „den Übergang und die Reorganisation begleiten wollen“. Diese Phase sei mit dem Start von Tengelmann Twenty-One jetzt abgeschlossen. Der Beirat besteht nun aus dem Vorsitzenden Christoph von Grolmann, Chef der TBG AG, einer Investmentgesellschaft der Thyssen-Erben Thyssen-Bornemisza, Franz Markus Haniel, Gesellschafter der Duisburger Unternehmensgruppe Haniel sowie dem früheren Edeka-Chef Alfons Frenk.
In der Firmenchronik auf der neuen Tengelmann-Homepage spielen die drei offiziellen Konzern-Eigentümer Christian, Georg und der verschollene Karl-Erivan Haub mit fast acht Milliarden Euro Jahresumsatz indes eine auffallend zurückhaltende Rolle. Im Mittelpunkt stehen stattdessen ihr verstorbener Vater Erivan Haub und die Unternehmensgründer.