Düsseldorf. Kötter nennt Bedingungen für neuen Vertrag zur Fluggastkontrolle. Sicherheitsfirma weist Verdi-Kritik zurück, Arbeitsumfeld und Löhne seien gut.

Das Sicherheitsunternehmen Kötter fordert deutlich mehr Geld und bessere Vertragsbedingungen für die Fluggastkontrolle am Düsseldorfer Flughafen. Andernfalls werde sich der Dienstleister Kötter Aviation Security nicht an der neuen Ausschreibung für die Sicherheitsschleusen am Airport beteiligen, betonte Geschäftsführer Peter Lange am Donnerstag vor Journalisten. Das unternehmerische Risiko dürfe nicht länger allein der Dienstleiter tragen. Kötter hatte den Vertrag mit dem Beschaffungsamt des Bundesinnenministeriums vorzeitig zum Mai 2020 aufgelöst.

Gleichzeitig wehrte sich Lange gegen Vorwürfe der Gewerkschaft Verdi, Kötter trage aufgrund falscher Prognosen die Verantwortung für eine Überlastung der Beschäftigten und den hohen Krankenstand von 20 Prozent. Kötter habe 50 Maßnahmen für bessere Arbeitsbedingungen umgesetzt, gewähre mehr Pausen als vorgeschrieben und habe von Bezirksregierung wie Arbeitsmedizinern die Versicherung, es gebe keinen Handlungsbedarf mehr. Auch der Stundenlohn von aktuell 17,70 Euro könne sich sehen lassen, bis Anfang 2021 steige er über 19 Euro. Von Dumpinglöhnen, die zuletzt auch NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) beklagt hatte, könne keine Rede sein.

Kötter: Arbeitsplätze sind nicht gefährdet

Lange betonte, die Arbeitsplätze der rund 1100 Mitarbeiter am Flughafen Düsseldorf seien trotz der Vertragsauflösung nicht gefährdet, sie würden auch bei einem Betriebsübergang zu einem neuen Arbeitgeber alle Rechte, Tarife und Besitzstände behalten. Verdi warf er vor, die Mitarbeiter in der Betriebsversammlung unnötig verunsichert zu haben. „Nach unseren Mitarbeiterversammlungen, in denen wir ihnen das erklärt haben, sind die Leute noch beruhigt nach Hause gegangen“, so Lange.

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Der Kötter-Manager hat sich besonders über den Auftritt von Thomas Kutschaty, SPD-Fraktionschef im Landtag, geärgert. „Eine falsche Aussage wird nicht richtig dadurch, dass sie ein Politiker behauptet.“ Kutschaty hatte auf der Betriebsversammlung gesprochen und bessere Arbeitsbedingungen gefordert, wofür nach seiner Ansicht die Fluggastkontrollen wieder der Staat selbst durchführen müsse. Die schlechten Vertragsbedingungen dürften nicht mehr auf dem Rücken der Mitarbeiter ausgetragen werden.

Je mehr Umsatz, desto größer die Verluste

Sicherheitspersonal der Essener Firma Kötter am Düsseldorfer Flughafen.
Sicherheitspersonal der Essener Firma Kötter am Düsseldorfer Flughafen. © Funke Foto Services | Lars Heidrich

Dass sich Kötter, wie von Verdi vorgeworfen, verspekuliert habe, weist Lange mit Blick auf die drastisch gestiegenen Fluggastzahlen und vor allem die größeren Spitzen zurück, die niemand habe vorhersehen können. Zum Sommer 2017, wo die Situation an den Kontrollen aus dem Ruder lief, hätten sich die Unterschiede zwischen Hochbetrieb und ruhigen Zeiten noch einmal verdoppelt. Weil aber genug Personal für die Spitzenzeiten vorgehalten werden muss, das auch in den ruhigen Stunden sowie im insgesamt ruhigeren Winter bezahlt werden muss, mache Kötter Millionenverluste an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn. Denn der Bund lasse zwar mehr Sicherheitspersonal anfordern, zahle dafür aber nicht mehr. Das führe zu der absurden Situation, dass Kötter umso größere Verluste schreibe, je besser sich Fluggastzahlen und Umsätze am Airport entwickelten.

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Kötter-Manager Lange widersprach auch der Darstellung, das Unternehmen habe den Vertrag gekündigt. Vielmehr habe das Beschaffungsamt des Bundes eine vorzeitige Auflösung von sich aus angeboten, die Kötter schließlich angenommen habe. Zuvor hatte Lange nach eigener Darstellung vergeblich versucht, deutlich höhere Stundensätze von seinem Auftraggeber zu erhalten, um wieder wirtschaftlich arbeiten zu können. Das sei mit dem Hinweis abgelehnt worden, das unternehmerische Risiko trage Kötter allein.

Neue Ausschreibung kommt Ende November

Für Ende November erwartet das Essener Unternehmen die neuen Ausschreibungs-Unterlagen. Beteiligen wolle man sich daran nur, wenn es bei unvorhersehbaren Entwicklungen eine Öffnungsklausel gebe, etwa wenn eine Airline pleite gehe. Die Dienstleistung müsse deutlich besser bezahlt und auch angepasst werden, wenn etwa ein neuer Manteltarif mit Verdi höhere Kosten verursache. Zudem müsse der Dienstleister selbst planen dürfen, wieviel Personal er an welchem Tag braucht. Das übernimmt derzeit ein externer Dienstleister im Auftrag des Flughafens.

Abseits vieler gegenseitiger Kritik sind sich Kötter und Verdi in ihren Forderungen an die künftigen Bedingungen weitgehend einig. Lange schlug daher vor, dass sich die Gewerkschaft und der Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen „an einen runden Tisch setzen, um gemeinsame Forderungen für die neuen Rahmenbedingungen an den Flughäfen“ zu entwickeln.