Dortmund. Thyssenkrupp baut in Dortmund für 250 Millionen Euro eine zusätzliche Feuerverzinkungsanlage. Der Konzern will auch neue Stellen schaffen.

Einen glänzenden Lack schätzen nicht nur Autofahrer. Er genießt auch hohe Priorität bei den Herstellern, um den Wagen vor Rost zu schützen. Feuerverzinkung gilt inzwischen als die nachhaltigste Methode, Bleche und Autoteile langlebig zu machen. Um die steigende Nachfrage nach feuerverzinkten Produkten zu befriedigen, baut Thyssenkrupp Steel im Dortmunder Werk für rund 250 Millionen Euro eine zusätzliche Anlage. Am Donnerstag war Grundsteinlegung.

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Die 350 Meter lange und zum Teil 65 Meter hohe Halle ist aber mehr als ein Gebäude. Die Feuerverzinkungsanlage mit dem nüchternen Namen FBA 10 ist ein Symbol für die künftige Stahl-Strategie von Thyssenkrupp, die Ende des Jahres ausgerufen werden soll. Klaus Keysberg, erst vor wenigen Wochen in den Vorstand des Essener Industriekonzerns berufen, spricht von einem „klaren Signal an die Region“, in der seit 200 Jahren Eisen geschmolzen wird. „Der Stahl muss bleiben“, ruft Keysberg.

„Zukunftsbekenntnis für Thyssenkrupp“

Nach Monaten der Rücktritte, Chefwechsel und Strategieänderungen wirken die Top-Manager von Thyssenkrupp an diesem sonnigen Nachmittag wie befreit, endlich mal wieder über Investitionen statt über rote Zahlen zu sprechen. Keysberg verbreitet Optimismus: „Thyssenkrupp befindet sich an einem entscheidenden Punkt seiner Entwicklung. Die Zeiten sind sehr schwierig. Aber wir werden das schaffen.“

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Premal Desai, Chef von Thyssenkrupp Steel, spricht von einer „echten Zukunftsinvestition“. Die neue Feuerverzinkungsanlage, die im Jahr 2021 in Betrieb gehen soll, sei für „mindestens 30 Jahre ausgelegt“, so Desai. „Das ist ein ziemliches Zukunftsbekenntnis für Thyssenkrupp und Dortmund“, betont er. Auf dem Gelände der ehemaligen Westfalenhütte beschäftigt Thyssenkrupp aktuell 1300 Menschen.

100 neue Arbeitsplätze

Mit der FBA 10 sollen weitere 100 hinzukommen. Zusammen mit der kleineren Feuerverzinkungsanlage FBA 8 gleich nebenan, will Thyssenkrupp künftig pro Jahr eine Million Teile ins Zinkbad tauchen und ausliefern – vor allem an die Autoindustrie, aber auch die Bau- und Hausgerätebranche. „Damit können wir den Bedarf unserer Kunden decken“, rechnet Desai und gibt eine Prognose ab: „Wir sind uns sicher, dass wir auch in Zukunft zwischen Duisburg du Dortmund Stahl produzieren werden.“

Die Botschaft nimmt Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) mit Erleichterung zur Kenntnis. Denn mit insgesamt 3000 Beschäftigten ist Thyssenkrupp der größte industrielle Arbeitgeber in der Westfalenmetropole. „Wir sind stolz auf den Stahlstandort Dortmund und haben dafür gekämpft, dass der Stahl auch künftig hier bleibt“, sagt Sierau. „Dortmund hat nur eine Zukunft mit Stahl. Und das unterstützen wir politisch.“

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Von einem „mutigen Zeichen“ spricht Ministerpräsident Armin Laschet. „Thyssenkrupp schafft hier in Dortmund beste Voraussetzungen für Wachstum und zukunftsfeste Arbeitsplätze“, sagt der CDU-Politiker, der auch im Kuratorium der Krupp-Stiftung sitzt. Sie hält rund 21 Prozent am Thyssenkrupp-Konzern. Laschet betont, dass bei allen Diskussionen um Klimaschutz und Digitalisierung das Land auch industrielle Jobs in Branchen wie Stahl, Aluminium oder Chemie benötige. „Für jedes Windrad braucht man Stahl“, erklärt Laschet. „Stahl darf nicht nur in China und Indien stattfinden.“

Der Ministerpräsident bricht auch eine Lanze für die deutsche Autoindustrie. „Wir bauen die besten Autos in der Welt und wollen das auch künftig machen. Autos sind doch keine verbotene Substanz“, sagt er im Hinblick auf die aus seiner Sicht immer stärker werdende Stigmatisierung. Laschet setzt darauf, dass Stahl künftig ohne Kohle und stattdessen CO2-frei mit Wasserstoff hergestellt wird. Auf diesem Weg fordert Thyssenkrupp-Vorstand Klaus Keysberg freilich politische Unterstützung ein. „Infrastruktur für Wasserstoff und bezahlbare Energie sind für uns entscheidende Faktoren“, sagt er. „Das schaffen wir nur zusammen.“