Duisburg. Die Revier-Unternehmen blicken zunehmend skeptisch in die Zukunft. In sorge sind vor allem Betriebe, die vom Exportgeschäft abhängen.
Lange hatte sich die Wirtschaft im Ruhrgebiet erfolgreich gegen die Konjunkturschwäche gestemmt. Doch in diesem Herbst sehen die sechs Industrie- und Handelskammern der Region eine „Schlecht-Wetter-Front“ auf die Unternehmen zukommen. Eine Umfrage unter ihren Mitgliedern ergab, dass die Firmen ihre aktuelle Lage zwar immer noch als weitgehend gut bezeichnen, sie sich aber Sorgen um die Zukunft machen. Vor allem bei den Exporten erwartet die Ruhrwirtschaft deutliche Rückgänge.
„Handelsbeschränkungen und Protektionismus sind Gift für die Wirtschaft“, sagte Burkhard Landers, Präsident der Niederrheinischen IHK, bei der Vorstellung des Ruhrlageberichts in Duisburg. „Der Brexit und die US-Sanktionen müssen noch nicht einmal umgesetzt sein. Um Schaden anzurichten, genügen bereits die Ankündigung und Diskussion“, so Landers.
Die Prognose der rund 1000 befragten Unternehmen der Region mit mehr als 110.000 Beschäftigten ist eindeutig: Nur noch 13 Prozent erwarten steigende Exporte. Dagegen rechnet nahezu jeder dritte Betrieb (31 Prozent) mit sinkenden Ausfuhren in den kommenden zwölf Monaten. Die größten Sorgen machen sich dem Ruhrlagebericht zufolge die Industriebetriebe.
Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Duisburger IHK, sieht wegen der schwachen Exporterwartungen vor allem den Metall- und Maschinenbau sowie die Chemie- und Pharmaindustrie. „In der Bauindustrie läuft es hingegen noch gut“, so Dietzfelbinger. „Hier treiben die öffentlichen Aufträge einerseits und das niedrige Zinsniveau andererseits.“ Der Handel profitiere weiter von der anhaltend guten Konsumlaune. Bei den Dienstleistern hielten sich Optimisten und die Pessimisten die Waage.
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Vor dem Hintergrund der sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage erwarten die sechs Ruhr-Kammern „deutliche Signale von der Politik“. Dazu gehören Steuerentlastungen, aber auch Planungssicherheit. Scharf kritisierte Dietzfelbinger deshalb erneut die vom Regionalverband Ruhr (RVR) um Jahre verschobene Verabschiedung des Regionalplans Ruhr. „Das ist für unseren Standort ein herber Rückschlag. Außenwirkung und Image leiden erheblich“, sagte der IHK-Manager. „Wer heute ein Projekt anstoßen will, wer neue Arbeitsplätze schaffen will, muss nun mit kleinteiligen Änderungsanträgen arbeiten“, kritisierte Dietzfelbinger. „Im besten Fall wird das nur Zeit kosten. Wahrscheinlicher ist, dass wir auch Investoren verlieren.“
Umso größer sind die Erwartungen der Wirtschaft an die Landesregierung, die Ende Oktober die großen Leitprojekte der Ruhrkonferenz beschließen will. „Das Ruhrgebiet braucht einen Aufbruch“, sagte Dietzfelbinger und forderte die Landesregierung auf, Wirtschaftsthemen stärker in den Fokus zu nehmen. „Neben durchaus guten Ansätzen im Bereich Mobilität vermissen wir vor allem echte Schritte, um das Ruhrgebiet bei der Digitalisierung kräftig voranzubringen.“ Den Kammern liegen vor allem Glasfaseranschlüsse für alle Gewerbegebiete und die Digitalisierung der Stadtverwaltungen am Herzen.