Hagen. Buchkette Thalia leidet unter weniger Kunden in Innenstädten. Dennoch glaubt Chef Busch an die Läden und will sie mit der Online-Welt verzahnen.

Die Fusion der beiden NRW-Buchhandlungen Thalia und Mayersche hat beide Unternehmen offenbar beflügelt. Für das Geschäftsjahr 2018/19 meldete Thalia am Dienstag ein Umsatzplus von sechs Prozent, die Mayersche kam auf einen Zuwachs von 3,5 Prozent. „Ich kann mich gar nicht erinnern, wann wir zuletzt so viel Wachstum hatten“, kommentierte Hartmut Falter, der bisherige Inhaber der Mayerschen.

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Michael Busch ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Thalia Bücher GmbH und Gesellschafter des Hagener Familienunternehmens.
Von Andreas Tyrock/Lars von der Gönna/Frank Meßing

Mit der Zustimmung des Bundeskartellamts war die Ehe der beiden Buchhandlungen zum 1. Juni 2019 rechtswirksam geworden. Thalia bringt aktuell 245 Filialen ein, die Mayersche 56. Zum Unternehmen gehören überdies jeweils 35 Standorte in Österreich und in der Schweiz. Damit ist Thalia zum größten Buchhändler Europas aufgestiegen und will durch Übernahmen und Partnerschaften weiter wachsen. Thalia-Chef Michael Busch sprach am Dienstag vom „erfolgreichsten Jahr in der Unternehmensgeschichte“. In diesem Sommer feierte die Kette mit Sitz in Hagen ihren 100. Geburtstag.

Umsatz deutlich über der Milliardengrenze

Absolute Bilanzzahlen nennt die Firma, die fünf Familien gehört, traditionell nicht. Busch ließ aber durchblicken, dass die neue Thalia inklusive der Mayerschen auf einen Geschäftsjahresumsatz kommen werde, der „ein ganzes Stück oberhalb der Milliardengrenze“ liege. Der Wandel lässt sich an den Zahlen bereits ablesen: In den Thalia-Filialen betrug das Umsatzplus auf vergleichbarer Fläche zwei Prozent, im Onlineshop dagegen bereits fünf Prozent. Vor allem durch die Eröffnung weiterer Filialen steigerte Thalia seinen Gesamtumsatz im stationären Handel um rund sechs Prozent.

Thalia-Chef Michael Busch.
Thalia-Chef Michael Busch. © FUNKE Foto Services | Sebastian Konopka

„Wir glauben an den stationären Handel“, betont Busch dennoch. Deshalb habe er im abgelaufenen Geschäftsjahr einen „deutlich zweistelligen Millionen-Betrag“ in die Läden investiert. „Diesen Weg werden wir konsequent weiter gehen“, kündigt der Thalia-Chef an. Obgleich er einräumt, dass auch seine Branche unter dem Kundenschwund in den Innenstädten leide.

Für mehr Frequenz in den Buchläden sollen deshalb ein ausgeweitetes Spielwaren-Angebot, aber auch Gastronomie sorgen. „Es gibt eine enge Symbiose von Gastronomie und Buchhandel“, meint Gesellschafter Falter. Das etwa in der Essener Filiale der Mayerschen gut laufende Konzept von „Kaffee Fleck“ soll nach seinen Angaben deshalb auch in den Thalia-Häusern ausgerollt werden.

Parallel zum Ausbau des Geschäfts in den Läden will das Unternehmen freilich das Online-Angebot ausbauen. „Auch der Mensch steht stabil nur auf zwei Beinen“, meint Michael Busch. „Wir wollen mit dem E-Commerce das Online-Geschäft anfeuern“, kündigt er an.

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Den Nachholbedarf zeigen die nackten Zahlen: Während Thalia (ohne Mayersche) auf einen Marktanteil von 19 Prozent komme, liege der Anteil im Netz nur bei zwölf Prozent. Bei E-Books konnte das Unternehmen seinen Marktanteil zuletzt freilich von 22 auf 23 Prozent ausbauen.

Für Busch liegt in der Verzahnung der stationären mit der digitalen Welt der Weg zum Erfolg. Thalia registriert eine wachsende Zahl von Kunden, die Bücher im Netz bestellen, aber in der Filiale abholen. Und: „Wir verkaufen inzwischen auch digitale Bücher im Laden“, sagt der Thalia-Chef. Inzwischen seien alle Filialen mit Tablets ausgestattet, auf denen Kunden unmittelbar E-Books ordern können, sollte der gesuchte Titel in gedruckter Form nicht vorrätig sein.