Essen. Im Ruhrgebiet ist das Filialnetz der Commerzbank besonders dicht. Entsprechend groß sind die Sorgen, von den Schließungsplänen betroffen zu sein.
Als mit Abstand größte Commerzbank-Region droht NRW vom nun beschlossenen Sanierungsprogramm stark betroffen zu sein. Besonders dicht ist das Filialnetz im Ruhrgebiet, entsprechend geht in den Commerzbanken zwischen Duisburg und Dortmund nun die große Sorge um. „Schließen wir – und wenn ja, was passiert dann mit uns?“, fragen sich die Mitarbeiter. Auf die Antwort müssen sie noch warten, eine Streichliste gibt es nach Angaben des zweitgrößten deutschen Geldinstituts noch nicht. Die Gewerkschaft Verdi läuft Sturm gegen die geplante Schließungswelle und den damit verbundenen Stellenabbau.
Nachdem der Aufsichtsrat die Sparpläne des Vorstands abgesegnet hat, will sich Konzernchef Martin Zielke nun zügig daran machen, ihn umzusetzen. Das bedeutet für jede fünfte der bundesweit rund 1000 Filialen das Aus. Insgesamt sollen in Deutschland 4300 Stellen gestrichen werden, das sei „unvermeidlich“, so Zielke. Zugleich kündigte er am Freitag auch Gebührenerhöhungen für die Kunden seines Instituts an. Das sei wegen des andauernden Zinstiefs nötig, so Zielke. Welche Gebühren angehoben werden sollen, ließ er offen.
260 Filialen und 5100 Mitarbeiter in NRW
Mit inzwischen rund 2,5 Millionen hat die Commerzbank die meisten Privat- und Unternehmenskunden in Nordrhein-Westfalen. Noch kümmern sich 5100 Mitarbeiter in 260 Filialen um sie – mehr als jede vierte steht demnach in NRW, was eine überdurchschnittliche Präsenz des Geldhauses an Rhein und Ruhr bedeutet. Entsprechend groß sind das Sparpotenzial und die damit verbundenen Ängste in den Städten. Zumal dies die Konkurrenz aus Privatbanken und Sparkassen in den vergangenen Jahren vorgemacht und etliche Standorte aufgegeben hat.
Commerzbank-Privatkunden-Vorstand Michael Mandel hatte dies noch vor zwei Jahren als Chance für sein Institut gesehen und im Interview mit dieser Zeitung betont, er werde gegen den Trend keine Filialen schließen, eher noch weitere eröffnen. Dies diente dem erklärten Ziel, bis Ende 2020 zwei Millionen Kunden zu gewinnen. Nun also laufen auch der Commerzbank die Kosten davon, zollt sie der wachsenden Verlagerung der Bankgeschäfte ins Internet Tribut. Es gehe darum, die Bank „wetterfest“ zu machen, erklärte Vorstandschef Zielke am Freitag. Er setzt im Kundengeschäft dafür nun auch weniger auf Masse: Bis 2023 sollen im Vergleich zum Herbst 2016 insgesamt 2,5 Millionen Kunden gewonnen werden, was eine starke Drosselung des Wachstumstempos bedeutet. Stattdessen will er mehr Geld mit den bestehenden Kunden verdienen, etwa über höhere Gebühren.
Verdi: Alle Mitarbeiter auf Filialen verteilen
Die Gewerkschaft Verdi kündigte an, die Pläne so nicht hinnehmen zu wollen. „Gegen einen Personalabbau im Filialbereich sprechen wir uns ganz entschieden aus. Es gibt keinerlei Einsparpotenzial in den Filialen“, erklärte Stefan Wittmann, der für die Commerzbank zuständige Verdi-Sekretär. Er forderte deshalb vom Vorstand, das Personal auf die verbleibenden Filialen zu verteilen. Auch müssten die Beschäftigten weitergebildet werden, um sie fit für neu entstehende Aufgaben zu machen. Zu den Filialen sagte Wittmann, jede einzelne Schließungsabsicht müsse auf ihre „Sinnhaftigkeit hin überprüft werden“.
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