Bochum. Der Bochumer Immobilienriese kauft für über eine Milliarde Euro 21.400 Wohnungen in Schweden. Interesse hat er auch an den Niederlanden.
Der Immobilienriese Vonovia setzt seine Einkaufstour fort: Die Bochumer gaben am frühen Montagmorgen vor Öffnung der Börsen bekannt, dass sie in Schweden mehr als 21.400 Wohnungen mit einem Wert von 1,14 Milliarden Euro kaufen wollen.
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„Das ist ein aufregender Tag“, sagte Vonovia-Chef Rolf Buch vor Journalisten. Nach der Übernahme von Victoria Park im vergangenen Jahr schlägt Europas größter Immobilienkonzern, zu dem bereits fast 400.000 Wohnungen gehören, erneut in Schweden zu. Vonovia plant, die Mehrheit am schwedischen Unternehmen Hembla zu übernehmen und will deshalb dem US-Finanzinvestor Blackstone 69,3 Prozent der Stimmrechte und 61,19 Prozent des Grundkapitals abkaufen. Inklusive der Übernahme von Schulden soll die Transaktion einen Wert von 3,5 Milliarden Euro haben. Nach der Übernahme der Mülheimer Gagfah und der österreichischen Buwog steht die Vonovia damit vor ihrem drittgrößten Deal in der Unternehmensgeschichte.
Mehrheit am Konzern Hembla
„Das ist ein weiterer Schritt in Richtung Internationalisierung. Wenn alles klappt, hat Vonovia in Schweden einen Marktanteil von 2,1 Prozent. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 1,5 Prozent“, sagte Konzernchef Rolf Buch im Gespräch mit unserer Redaktion. Zu weiteren Zukauf-Plänen wollte er sich nicht äußern. „Wir wollen jetzt erst einmal die Mehrheit an Hembla bekommen, danach sehen wir weiter“, sagte Buch. Zunächst sind die schwedischen Behörden am Zug. Sie müssen die Übernahme genehmigen. Danach muss Vonovia binnen vier Wochen ein öffentliches Pflichtangebot für die restlichen Hembla-Aktionäre vorlegen.
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Der Dax-Konzern aus Bochum hatte vor zwei Jahren damit begonnen, verstärkt ins Ausland zu schielen. In Frankreich hat Vonovia eine Partnerschaft mit dem Großvermieter SNI geschlossen und 4000 Eisenbahner-Wohnungen übernommen. In Österreich schluckte der europäische Marktführer die Unternehmen Buwog und Conwert. Buch zeigt sich bemüht, Bedenken zu zerstreuen, die internationalen Zukäufe gingen zu Lasten des Heimatmarkts. „Wir wollen natürlich in Deutschland weiterwachsen“, betont der Vonovia-Chef und fügt gleichzeitig hinzu: „Wir wären nicht abgeneigt, auf den niederländischen Wohnungsmarkt zu gelangen. Der Großraum Amsterdam liegt näher an Bochum als Berlin. Die Strukturen in den Niederlanden sind mit denen in Deutschland vergleichbar.“
„Wir korrigieren Fehler der Vergangenheit“
Buch will seine Kritiker beruhigen: „Ich glaube nicht, dass Vonovia zu groß wird“, sagte er im Hinblick auf das Durchbrechen der Schallgrenze von 400.000 Wohnungen. „Wir korrigieren die Fehler aus der Vergangenheit und unternehmen viel, um wieder mit unseren Leuten vor Ort bei den Mietern zu sein.“ Buch will lieber den Blick auf zu erwartende positive Effekte lenken, die er mit dem Deal in Schweden erwartet. „Bei der Modernisierung von Wohnungen und bei der Mietabrechnung wollen wir Synergien durch Standardisierung heben. Durch den gemeinsamen Einkauf werden wir Kosten sparen.“
Die 21.400 Wohnungen von Hembla liegen schwerpunktmäßig im Großraum Stockholm. „Das ist eine sehr dynamische urbane Metropole“, sagte Buch. Die Immobilien seien eine gute Ergänzung zu den 16.600 Wohnungen von Victoria Park, die in Malmö, Göteborg und Stockholm liegen. „Der Wohnungsmarkt ist dem in Deutschland ähnlich“, so der Vorstandsvorsitzende des Dax-Konzerns. „Wir lieben Victoria Park“, betonte Buch. Durch die Übernahme im vergangenen Jahr habe man Victoria Park geholfen, nicht von einem Private-Equity-Unternehmen übernommen zu werden. „Wir kaufen keine Unternehmen, um sie später wieder zu verkaufen“, verspricht Buch. Der bisherige Bestand von 397.000 Wohnungen unter dem Vonovia-Dach wird auf einen Wert von 47,4 Milliarden Euro geschätzt.