Essen.. Das Ruhrgebiet entwickelt sich zu „attraktivem Standort“ für Start-ups, sagen die Experten von PwC. Aktuell sind 500 Gründer-Teams unterwegs.
Die lange hinterher hinkende Gründerszene im Ruhrgebiet kommt deutlich in Fahrt. 2500 Vertreter von Start-ups, Investoren und Hochschulen treffen sich heute und morgen zur Gründermesse „Ruhr-Summit“ in der Bochumer Jahrhunderthalle. Die hohe Aufmerksamkeit für den Gipfel kommt nicht von ungefähr. Nach einer Studie der Wirtschaftsprüfer-Gesellschaft PwC schließt die Gründerszene im Revier zum bisherigen Spitzenreiter Berlin auf.
Die Berater von PwC haben bundesweit 1000 Start-ups, darunter 56 aus dem Ruhrgebiet, nach ihrer wirtschaftlichen Lage gefragt. Danach erwarten die Gründer aus dem Revier im laufenden Jahr ein Umsatzplus von zehn Prozent und damit so viel wie in keiner anderen Region. Im Bundesdurchschnitt liegt der Wert bei nur acht Prozent. „Das Ruhrgebiet entwickelt sich immer stärker zu einem attraktiven Standort für Gründer“, sagt Lutz Granderath, PwC-Partner und Leiter des Standorts Essen. „Nach dem Ende des Bergbaus gibt es viele Initiativen, die den Strukturwandel vorantreiben, etwa die Gründerallianz Ruhr.“
500 Gründer-Teams im Revier unterwegs
Den Aufwind spürt auch Oliver Weimann. Er leitet den Ruhr-Hub in Essen, bei dem alle Fäden der Gründerszene im Revier zusammenlaufen. In seiner Eigenschaft als Geschäftsführer der 360 Online Performance Group, die auch Start-ups fördert, organisiert Weimann den Ruhr-Summit in Bochum. Rund 2500 Anmeldungen sind bei ihm eingegangen. „Im Ruhrgebiet gibt es aktuell 500 Gründer-Teams, deren Qualitäten freilich sehr unterschiedlich sind. Ohne Zweifel wächst die Szene“, sagt der Experte. Die Zeiten seien vorbei, dass sich Hochschulabsolventen in der Region ausschließlich auf eine Karriere in den hiesigen Konzernen konzentrierten. „Uns muss es gelingen, die jungen Menschen im Ruhrgebiet zu halten“, erklärt Weimann. Der PwC-Umfrage zufolge beklagen expandierende Start-ups, dass sich 42 Prozent der Bewerber eher für große und bekannte Unternehmen entscheiden und nicht in eine junge Firma einsteigen wollen.
Zusammenarbeit mit Konzernen und Mittelstand
Weimann geht davon aus, dass sich aus den 500 Start-up-Teams, die sich aktuell im Revier tummeln, ein „Bodensatz“ von rund 75 gebildet habe, die mit ihren Produkten, möglichen Kunden und Finanzinvestoren „signifikante Erfolge“ vorzuweisen hätten. „Ob sich die jungen Unternehmen am Ende am Markt bewähren, muss sich natürlich noch zeigen. Viele von ihnen sind noch in der Probierphase. Und Scheitern ist ja bekanntlich keine Schande“, so der Chef des Ruhr-Hubs.
Weimann ist davon überzeugt, dass das Ruhrgebiet in der bundesweiten Gründerszene inzwischen eine große Rolle spiele. „Mit unseren Schwerpunkten auf IT-Sicherheit, Umweltschutz, Gesundheitswirtschaft, Industrie-Technik sowie Handel und Logistik grenzen wir uns deutlich von anderen Start-up-Regionen ab“, sagt er.
Das hat sich offenbar auch in der Wirtschaft herumgesprochen. „Großkonzerne waren sehr schnell offen für Kooperationen mit Start-ups. Inzwischen beobachten wir, dass auch der Mittelstand die Zusammenarbeit sucht“, sagt Weimann. Die Erkenntnis wachse, dass Innovationen nicht nur aus der eigenen Firma heraus entstehen. Und Fachkräfte ebenso wenig. Laut PwC-Studie ist der Nachwuchs-Mangel das größte Problem der Start-ups im Revier.
>>> Ruhr-Summit mit Maschmeyer
Initiatoren des Ruhr-Summit sind 360 OPG, die Ruhr-Gründer, der Initiativkreis Ruhr sowie die Industrie- und Handelskammern. Zum Auftakt spricht heute um 10 Uhr Investor Carsten Maschmeyer.