Mülheim. Eine Studie der Mülheimer Easy Software sieht deutsche Firmen bei Digitalisierung hinten. Ausbildung, Investitionen, Feedback – woran es hapert.

Auf welchem Stand befinden sich deutsche Unternehmen in puncto Digitalisierung? Um diese Frage dreht sich die in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG nun präsentierte Studie der Mülheimer Easy Software AG. Dazu befragten sie gut 400 Unternehmen aus Handel, Industrie und dem Dienstleistungssektor, ob und wie sie Daten ihrer Mitarbeiter, Kunden oder Lieferanten sammeln, auswerten und für sich nutzen.

„58 Prozent der befragten Unternehmen sind mit ihrem Digitalisierungsgrad unzufrieden“, sagt Dieter Weißhaar zum Ergebnis der Studie. Der Vorstandsvorsitzende der Easy Software AG fügt hinzu, dass 80 Prozent dadurch ihre Zukunftsfähigkeit bedroht sehen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass deutsche Unternehmen ihr Potenzial nicht ausschöpfen und Nachholbedarf bei der Digitalisierung ihrer Geschäftsprozesse haben.

Studie der Easy Software AG: Unternehmen haben Nachholbedarf bei der Digitalisierung

„Wenn wir über Digitalisierung sprechen, reden wir meistens von 5G-Masten. Das ist aber zu wenig. Geschwindigkeit ist bei der Digitalisierung wichtig, weil die Großen nicht die Kleinen fressen, sondern die Schnellen die Langsamen“, erklärt Weißhaar anstehende Veränderungen. Gerade beim Thema Digitalisierung sei es daher erforderlich junge Menschen auszubilden.

Easy Software stiftet deshalb eine Professur für Angewandte Künstliche Intelligenz an der Hochschule Ruhr West in Mülheim und Bottrop. Weißhaar und Hochschulpräsidentin Susanne Staude haben am Dienstag dieser Woche dafür einen Drei-Jahres-Vertrag unterzeichnet. Mit dieser Maßnahme erhoffe man sich im Wettbewerb um hochqualifizierte Arbeitskräfte, den entscheidenden Schritt voraus zu sein, so Weißhaar.

Nord-Süd-Gefälle bei der Digitalisierung

Deutschland weise bei der Digitalisierung allerdings nicht alleine einen Rückstand auf, sagt Weißhaar: „Ich denke, dass es da ein Nord-Süd-Gefälle gibt. In den nordischen Ländern ist es ganz normal, dass man beim Bäcker mit der Handy-App bezahlt. Die Menschen dort haben keine Angst um ihre persönlichen Daten. Das sieht in Spanien beispielsweise schon wieder anders aus.“

Auf vielen verschiedenen Feldern werde es zukünftig einen Wandel geben. Weißhaar führt dazu folgendes Beispiel an: „Wir haben in Deutschland viele Automobilzulieferer, die gute Schließsysteme bauen. Es kann aber sein, dass wir irgendwann keinen Schlüssel mehr brauchen, weil wir das Auto mit dem Smartphone öffnen.“

Henning Bauwe von KPMG ergänzt, dass für die Unternehmen Partnerschaften dann eine ganz wichtige Rolle spielen würden. Manche müssten sich also von der deutschen Denkweise „Ich kann alles am besten“ verabschieden, betont Bauwe.

Uber ist das Paradebeispiel für professionelles Feedback

Auch ein Resultat der Studie: Während das systematisch erfasste, regelmäßige Feedback von Kunden, Partnern und Eigentümern (X-Data) in den USA längst üblich ist, steckt es in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Erst rund 39 Prozent der Unternehmen erheben X-Data – jedoch nur alle vier bis sechs Monate. Als Paradebeispiel nennt Henning Bauwe in diesem Zusammenhang den Fahrdienstvermittler Uber: „Sie bekommen von Zehntausenden Menschen in drei Fragen sofort die Rückmeldung, ob der angebotene Service gut war.“