Düsseldorf. . Der Einzelhandel rechnet für das laufende Jahr mit einem Umsatzplus von zwei Prozent. Davon profitieren die kleinen Läden allerdings nicht.
Im zehnten Jahr in Folge geht der Handelsverband Deutschland (HDE) für 2019 von wachsenden Umsätzen aus. Das gute Konsumklima in Zeiten sinkender Arbeitslosigkeit und steigender Einkommen lässt die Kassen der Händler klingeln. Doch von der Kauflust profitieren vor allem die großen Anbieter und Ketten. Kleine und mittelständische Händler geraten dagegen immer mehr unter Druck, wie eine Umfrage des Handelsverbands Deutschland unter rund 1000 Mitgliedern ergab.
Danach zeigten sich die Händler mit weniger als fünf Beschäftigten besonders pessimistisch über ihre aktuelle Geschäftslage. Trotz der Dominanz großer Ketten in den Innenstädten und Einkaufszentren sei die Bedeutung kleiner inhabergeführter Läden nicht zu unterschätzen. Nach Angaben des Handelsverbandes repräsentieren die Kleinstbetriebe immerhin 54 Prozent der Standorte, 16 Prozent der Beschäftigten und zehn Prozent des Umsatzes.
HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth forderte am Mittwoch in Düsseldorf politische Unterstützung für den mittelständischen Handel. „Auf den kleinen Händlern lasten Preisdruck und der Trend zu weniger Kundenkontakten. Nicht jeder ist der Digitalisierung gewachsen“, sagte Genth. Mit der wachsenden Bedeutung des Internet-Geschäfts seien europaweit „Frequenzverluste“ in den Innenstädten zu beobachten.
Der Handelsverband fordert auch Entlastungen bei den Energiekosten und lehnt eine CO2-Steuer ab. „Eine CO2-Belastung obendrauf wäre für den Einzelhandel existenzbedrohend“, sagte Genth. Der Handel mit seinen 3,1 Millionen Beschäftigten sei schon jetzt „massiv von der EEG-Umlage“ betroffen. Als Großverbraucher entfielen auf die Branche laut Genth sechs Prozent des Stromverbrauchs und zehn Prozent der EEG-Umlage, weil der Handel im Gengensatz etwa zur Aluminium- oder Zementindustrie nicht von der Öko-Umlage befreit sei. Anstelle einer Steuer schlägt der Handelsverband zur Finanzierung der Energiewende einen „CO2-Preis“ vor, der das „ungerechte und komplizierte Umlagesystem“ ersetzen soll.
Zehn Prozent der Läden werden verschwinden
Der Handelsverband rechnet damit, dass in Deutschland bis zum Jahr 2025 zehn Prozent der aktuell 450.000 Verkaufsstellen von der Bildfläche verschwinden werden. Davon betroffen seien in erster Linie kleine Anbieter, die sich einen eigenen Online-Kanal nicht leisten könnten, so Genth. Um den Mittelstand zu retten, sieht der Verbandsgeschäftsführer vor allem Reformbedarf bei der Gewerbesteuer und bei den Energiekosten, die die Branche „überproportional“ belasteten.
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Obwohl der Handelsverband für 2019 mit einem realen Umsatzplus von zwei Prozent rechnet und die Konsumlaune der Verbraucher ungebrochen scheint, bekommt auch er die Eintrübung der Konjunktur zu spüren. Der Handel zeigt sich gespalten. Während der HDE erwartet, dass das Onlinegeschäft im Jahresverlauf um 8,5 Prozent anziehen wird, soll das Plus in den Läden mit 1,3 Prozent deutlich kleiner ausfallen. Die Zuwachsraten für die Internethändler schrumpfen aber von Jahr zu Jahr. 2010 lag das Umsatzplus im Onlinegeschäft noch bei 29,5 Prozent, 2015 bei 12,0 Prozent.
Ein Ende des Internetbooms vermag HDE-Chef Genth aus den Zahlen freilich nicht abzuleiten. „Man kann sich nicht zurücklehnen“, warnt er. Nachdem der Textil- und Schuhhandel online bereits gut aufgestellt sei, verlagere sich die digitale Nachfrage nun auch in andere Bereiche wie Möbel, Baumarktartikel und in zunehmendem Maße auch auf Lebensmittel. Genth sieht da noch einen großen Nachholbedarf.