Dortmund. . Das Wachstum des Einzelhandels im Revier schwächt sich zwar ab. Dennoch gab es nie zuvor so viel Verkaufsfläche.
Der Einzelhandel dehnt sich im Ruhrgebiet immer weiter aus, aber nicht mehr in der Geschwindigkeit wie zuletzt. Aus dem Handelsreport, den die sechs Industrie- und Handelskammern im Revier am Mittwoch in Dortmund vorlegten, erreichte die Fläche für Einzelhandel in diesem Sommer mit 7,05 Millionen Quadratmetern einen Rekordstand. Im Vergleich zu 2016 habe es aber nur noch einen geringen Zuwachs gegeben. Er fiel in Bochum, Dortmund, Duisburg und im Kreis Kleve am üppigsten aus.
Die BBE Handelsberatung GmbH hat im Auftrag der Kammern den Einzelhandel im Ruhrgebiet genauer unter die Lupe genommen. Danach kommen auf jeden der 5,84 Millionen Einwohner in der Region 1,21 Quadratmeter Verkaufsfläche – so viel wie nie zuvor. BBE-Leiter Jörg Lehnerdt beobachtet aber auch, dass große Läden mit einer Verkaufsfläche von über 650 Quadratmetern nicht mehr so stark aus dem Boden sprießen wie bislang.
Überdurchschnittliche Kaufkraft im Revier
Die Rekord-Verkaufsfläche findet allerdings auch ihre Kunden. Mit 102,2 Prozent liegt die einzelhandelsrelevante Kaufkraft BBE zufolge im Ruhrgebiet leicht über dem Bundesdurchschnitt. Im Revier beträgt sie 6599 Euro pro Kopf, im Bund 6459 Euro. Sie fällt regional unterschiedlich aus. Die größte Kaufkraft ist mit 111,1 Prozent in Mülheim und im Ennepe-Ruhr-Kreis anzutreffen, die niedrigste mit 90,2 Prozent in Gelsenkirchen. Zudem wächst die Bevölkerung im Ruhrgebiet – am stärksten in Duisburg und in den Kreisen Kleve und Wesel.
Rund ein Drittel der neu eröffneten Läden entfallen auf die Lebensmittelbranche. Aus dem IHK-Report geht jedoch hervor, dass die größte Neueröffnung ein Baumarkt mit knapp 21.000 Quadratmetern Fläche in Bochum war. Bei Erweiterungen schlagen indes die Discounter Aldi, Lidl und Netto zu, aber auch Bau- und Gartenmärkte.
Kammern fordern Steuerung durch Kommunen
Trotz des guten Konsumklimas und dem Flächenrekord im Einzelhandel des Ruhrgebiets ist die Zahl der leerstehenden Ladenlokale im Vergleich zu 2016 nur leicht gesunken. Laut BBE schlägt dabei vor allem die Schließung des Möbelhauses Finke in Oberhausen-Sterkrade ins Kontor.
Das wachsende Online-Geschäft verändert den Einzelhandel immer mehr. BBE-Chef Lehnerdt geht davon aus, dass längst nicht alle Innenstädte, Neben- und Fachmarktzentren diesen Wandel werden mitgehen können. Aber auch großflächige Ansiedlungen auf der grünen Wiese bedrohen gewachsene Standorte. Die Kammern wünschen sich deshalb eine bessere Steuerung. „Wir fordern die Kommunen auf, kommunale und regionale Einzelhandels- und Zentrenkonzepte aufzustellen, zu aktualisieren und umzusetzen“, fordert der Dortmunder IHK-Präsident Heinz-Herbert Dustmann. Nur so lasse sich Investitions- und Planungssicherheit schaffen.