Düsseldorf. . Krebskranker Vorstandschef von Uniper tritt ab. Finnischer Großaktionär und Düsseldorfer Stromerzeuger wollen ihre Partnerschaft nun neu starten.

Der Neustart einer Partnerschaft bedeutet eher selten, dass einer gehen muss. Bei der Eon-Abspaltung Uniper passiert genau das: Vorstandschef Klaus Schäfer räumt seinen Stuhl, scheidet zum Sommer aus. Ebenso seine rechte Hand, Finanzchef Christopher Delbrück. Nur so, davon ist Aufsichtsratschef Bernhard Reutersberg offenkundig überzeugt, kann die von Beginn an schwer belastete Beziehung des Düsseldorfer MDax-Konzerns zum finnischen Großaktionär Fortum gerettet werden.

Der an Krebs erkrankte Schäfer hatte sich mit aller Kraft gegen einen zu großen Einfluss der Finnen bis hin zur Übernahme gewehrt. Dies ging einher mit tiefer Enttäuschung über Eon-Chef Johannes Teyssen, dem er vorwarf, mit dem Verkauf aller Aktien im Paket die Zerschlagung von Uniper zu riskieren.

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„Mit Fortums Aufsichtsratsvorsitzendem Matti Lievonen und Vorstandschef Pekka Lundmark bin ich mir einig, dass es ein ‚weiter so‘ nicht geben kann“, lässt sich Reutersberg zitieren – in einer Mitteilung unter dem Titel „Uniper und Fortum starten Neuanfang ihrer Beziehung“. Die Finnen hatten vor einem Jahr dem Essener Stromversorger Eon dessen restlichen 47-Prozent-Anteil an Uniper für 3,8 Milliarden Euro abgekauft. Unlängst stockten sie auf knapp unter 50 Prozent auf. Den Sprung über die Mehrheitsschwelle verhindern derzeit Auflagen aus Russland, wo Uniper ebenfalls Strom erzeugt.

Schäfer nennt Krebserkrankung als Grund für Rückzug

Eon-Chef Teyssen hatte seine Kraftwerkstochter erst Mitte 2016 an die Börse gebracht. Schäfer, der mit Uniper einen Traumstart hingelegt und den Wert der Aktie bis heute um 155 Prozent gesteigert hat, befürchtete eine feindliche Übernahme durch die deutlich kleinere Fortum samt anschließender Zerschlagung. Entsprechend unfreundlich begrüßte er den neuen Partner, was einen heftigen Schlagabtausch zur Folge hatte.

Bis sich Schäfer im vergangenen Sommer aufgrund einer schweren Krebserkrankung eine längere Auszeit nehmen musste. Diese gab er nun auch als Grund für seinen Rückzug an: „Aufgrund meiner Krebserkrankung wäre ich nicht in der Lage, mich dem anstehenden Aufbau einer strategischen Kooperation mit Fortum zu widmen“, erklärte Schäfer.

Klaus Schaefer und sein Finanzchef Christopher Delbrück haben sich gegen den Einfluss von Fortum lange gewehrt.
Klaus Schaefer und sein Finanzchef Christopher Delbrück haben sich gegen den Einfluss von Fortum lange gewehrt. © Thilo Schmülgen,rtr

Das Duo Schäfer/Delbrück hat aber bis heute keinen Draht zu den Finnen gefunden. Das wird aus den Abschiedsworten Delbrücks deutlich: „Ich respektiere das Anliegen unseres größten Aktionärs nach einer strategischen Kooperation. Dies ist nicht mein Weg.“

In Düsseldorf fühlte man sich von der früheren Mutter in Essen im Stich gelassen. Im Zuge der Aufspaltung der Eon hatte Teyssen stets erklärt, aus ihr sollten zwei gesunde Konzerne hervorgehen, die alleine erfolgreicher seien als zusammen. Auch Uniper sollte ausdrücklich eigenständig bleiben, wofür ein breiter gestreuter Aktienverkauf von Eon eher gestanden hätte als der Fortum-Deal. Teyssen gab sich später einsichtig und entschuldigte sich bei Schäfer dafür, dass er ihn nicht früher in seine Pläne eingeweiht habe.

Der frühere Eon-Vorstand und Ruhrgas-Chef Reutersberg würdigte die Verdienste der scheidenden Manager, ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass er ihren Rückzug als notwendig für eine gute Zusammenarbeit mit den Finnen erachtet. „Ich danke Klaus Schäfer und Christopher Delbrück für ihre Entscheidung, die ihnen sicherlich nicht leichtgefallen ist“, erklärte Reutersberg entsprechend.

Gefürchteter Hedgefonds Elliott wittert offenbar Vorteile

Wie der Neustart, wie die Vertiefung ihrer Zusammenarbeit konkret aussehen soll, wollen Uniper und Fortum zunächst in einer Arbeitsgruppe erörtern lassen. Davon und vom Führungswechsel erhofft sich offenbar auch der in deutschen Führungsetagen gefürchtete US-Hedgefonds Elliott Vorteile. Elliott werde seine Beteiligung wohl erhöhen, zitierte Reuters einen Insider am Mittwoch. Der als aktivistisch bekannte Investor hält zurzeit rund 16,5 Prozent an Uniper. Sein Chef Paul Singer fordert regelmäßig die Zerschlagung von Konzernen, an denen er beteiligt ist, um die Einzelteile gewinnbringend zu verkaufen.