Kerkhoff kämpft für seine Teilungspläne. Über seine Zukunft und die des Konzerns entscheiden aber bessere Geschäfte mit Aufzügen und Autoteilen.

Spalten statt zusammenhalten – dieser Strategie hat sich Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff voll und ganz verschrieben. Sie hat die Großaktionäre Krupp-Stiftung und den Finanzinvestor Cevian überzeugt und ihn in den Chefsessel gebracht. Ob sie sich als richtig erweist, wird darüber entscheiden, wie lange er darauf sitzen bleibt.

Entsprechend kämpferisch versuchte Kerkhoff auf seiner ersten Hauptversammlung als Vorstandschef, die Aktionäre auf seine Seite zu ziehen. Obwohl sie noch gar nicht abstimmen durften über die Teilung des Konzerns. Wenn sie es in zwölf Monaten dürfen, wird ihr Votum womöglich von ganz profanen Zahlen mehr abhängen als von Kerkhoffs Zukunftsvisionen: Der Stahl muss bis dahin amtlich verheiratet und guter Gesundheit sein, die schwächelnden Renditebringer Aufzüge und Autoteile müssen mehr Gewinne einbringen. Kurzum: Alle Sparten müssen besser werden.

Die Aktionäre Kerkhoff an den Renditen messen

Er sei kein Mann der großen Worte, sagte Kerkhoff, er wisse aber, was zu tun sei. Umso mehr werden die Eigentümer des Konzerns den Finanzer Kerkhoff in einem Jahr an den Zahlen messen. Bleiben die Renditen so mager wie sie derzeit sind, kann das den ganzen Teilungsplan ins Wanken bringen. Auch die mächtige Arbeitnehmerseite, die entscheidend zur Beruhigung des Konzerns beigetragen hat, steht nur so lange an Kerkhoffs Seite, wie er für sichere Arbeitsplätze sorgt. Das neue Vertrauen ist endlich, wenn etwa die Stahlehe nicht so harmonisch anläuft wie erhofft.

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Kerkhoff hat mit dem wieder vollständigen Vorstand und Aufsichtsrat alle Voraussetzungen für die Vollendung seines Plans. Die nach dem durch die Rücktritte von Hiesinger und Lehner ausgelöste Führungskrise ist beendet. Die Schuldzuweisungen in alle Richtungen, auch gen Hügel, auf dem die Krupp-Stiftung sitzt, sind nicht mehr ganz so vielstimmig wie im vergangenen Sommer, aber keineswegs verstummt.

Die Dax-Mode der Konzernteilung

Tatsächlich wird sich das Schicksal von Thyssenkrupp oder der künftig zwei Thyssenkrupps aber nicht mit der Dax-Mode einer Konzernspaltung entscheiden, sondern in den Geschäftssparten selbst. Wird die Autoteilesparte vom Umstieg der Hersteller auf Elektro- und Hybridantriebe sowie Leichtbaumodelle profitieren oder ist die globale Konkurrenz schneller? Können die Aufzüge den letzten Platz bei der Rendite der großen Vier verlassen? Wie gelingt der Neustart im Stahl nach der Fusion in der ausgerechnet jetzt abflauenden Stahlkonjunktur? Und wann taucht die Marine mal wieder auf?

Nur wenn Kerkhoff die richtigen Antworten auf diese Fragen findet, kann sein Slogan „Getrennt sind wir stärker“ wahr werden.