Düsseldorf. Die Sperrung eines Hühnerhofes im Kreis Minden-Lübbecke ist nach dem Fund dioxinbelasteter Eier ausgeweitet worden. Weil erneut in einer Probe erhöhte PCB-Werte gemessen wurden, geht das Ministerium von einer weiterhin “aktiven Quelle“ aus. Derweil geht die Suche nach der Quelle des Gifts weiter.

Nach dem Fund von Dioxin-belasteten Eiern in
Nordrhein-Westfalen
suchen die Behörden fieberhaft nach der Ursache. Der Kreis
sei zudem angewiesen worden, im betroffenen Betrieb nicht nur den Bereich der
Bio-Erzeugung, sondern auch die Ställe der konventionell gehaltenen Legehennen
zu sperren, erklärte das Verbraucherschutzministerium in Düsseldorf am
Freitag.

Die Verbraucherzentrale NRW sieht derweil keine unmittelbaren
Gesundheitsrisiken durch den Verzehr belasteter Eier. Eine akute
Gesundheitsgefahr für die Verbraucher bestehe "bei kurzfristigem Konsum" der
Dioxin-Eier nicht, erklärte die Organisation. Experten gingen davon aus, dass
gesundheitliche Schäden erst bei einem mittel- bis langfristigen Konsum drohten.
Dioxin gilt als krebserregend.

Experten nehmen Boden- und Wasserproben

Experten des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz und
des Kreises Minden-Lübbecke suchten auch am Freitag auf dem betroffenen Hof nach
der Quelle des Dioxins. Nach Angaben des Ministeriums entnahmen sie Boden- und
Wasserproben. Die Ergebnisse werden in der kommenden Woche erwartet
.

Bislang waren nur die Ställe mit Bio-Erzeugung in dem Betrieb
gesperrt worden, weil in den von dort stammenden Eiern dioxinähnliches PCB
(Polychlorierte Biphenyle) gefunden worden war. Nun sollen auch die anderen
Ställe vorübergehend geschlossen werden. In einer neuen Probe waren erneut
erhöhte PCB-Werte gemessen worden. Dies bedeute, dass es weiterhin eine "aktive
Quelle" auf dem Eier-Hof gebe, erklärte das Ministerium.

Belastete Eier könnten noch im Handel sein

Am Donnerstag hatte es davor gewarnt, dass immer noch verunreinigte
Eier im Handel sein könnten
. "Es besteht der erhärtete Verdacht, dass der
Erzeugerbetrieb entgegen erster Aussagen weitere Betriebswege hatte", teilte das
Ministerium mit. Zunächst hatte es geheißen, dass seit dem 7. März aus dem
Großbetrieb im ostwestfälischen Stemwede keine Eier mehr in den Handel gegangen
seien.

Doch auch die Firma selbst ruderte nach Angaben des Ministeriums
inzwischen zurück. Wegen eines Fehlers bei der Etikettierung sind demnach Eier
auch noch nach dem Datum ausgeliefert worden. Daher würden jetzt zusätzliche
Betriebsprüfer entsandt, um alle Unterlagen des Bio-Hofes zu sichern und die
Vertriebswege zu ermitteln.

Auch zwei Duisburger Höfe gesperrt

Neben einem Großbetrieb sind auch zwei kleine Direktvermarkter in
Duisburg wegen des Fundes von mit PCB belasteten Eiern gesperrt
. Bei den
Vermarktern in Duisburg handelt es sich nach Angaben des Ministeriums um den
"AWO Ingenhammshof" mit 150 Legehennen und einen Bio-Betrieb mit 120 Tieren. Die
Höfe sind damit deutlich kleiner als der Hof in Ostwestfalen, in dem pro Tag
23.000 Eier gelegt werden.

Laut dem Sprecher des Ministeriums gibt es derzeit keine Hinweise
dafür, dass die PCB-Belastung in den Betrieben aus derselben Quelle stammen. So
erhielten die Betriebe ihre Futtermittel von unterschiedlichen Händlern. Die
Futtermittel für den Biohof in Ostwestfalen stammen demnach aus Niedersachsen.
Dort seien mehrere Proben genommen worden, bislang allerdings keine Belastung
durch PCB festgestellt worden. Zu prüfen sei zudem, ob die Hennen das Dioxin
durch das Scharren im Boden aufgenommen haben.

Zugleich kritisierte das Ministerium die Stadtverwaltung Duisburg
dafür, dass die Betriebe nicht schon am 20. März geschlossen wurden
, nachdem bei
einer Routinekontrolle die erhöhten Dioxin-Werte festgestellt wurden. Nach
Angaben eines Stadtsprechers habe man zunächst das Ergebnis einer weiteren Probe
abwarten wollen. Zudem würden in den beiden Betrieben nicht mehr als insgesamt
110 Eier pro Tag produziert - die verkauften Mengen seien dementsprechend
gering. (dapd)