Bonn. . Nach dem Rekordzuwachs bei Photovoltaik-Anlagen im vergangenen Jahr rechnet die Bundesnetzagentur auch in diesem Jahr mit einer Fortsetzung des Solarbooms. Für die Verbraucher könnte dies teuer werden.
Die Bundesnetzagentur rechnet in diesem Jahr mit einem großen Boom bei Solaranlagen. Der Präsident der Aufsichtsbehörde, Matthias Kurth, sagte am Montag, die Bemühungen der Bundesregierung, die Milliardenkosten der Sonnenenergieförderung durch regelmäßige Kürzungen der Vergütungssätze zu begrenzen, hätten bisher den Bauboom bei Solaranlagen nicht bremsen können. Im Gegenteil: Der Zubau habe 2011 eine neue Rekordhöhe erreicht.
Insgesamt gingen nach einer vorläufigen Zählung der Netzagentur 2011 neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 7.500 Megawatt ans Netz. Das waren noch einmal 100 Megawatt mehr als im bisherigen Rekordjahr 2010. Allein im Dezember seien der Behörde neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von 3.000 Megawatt gemeldet worden, sagte Kurth.
Preise im Sinkflug
Der Jahresend-Boom machte Hoffnungen von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) zunichte, den teuren Ausbau der Sonnenergie durch vom Neubauvolumen abhängige Förderkürzungen rasch auf maximal 3.500 Megawatt pro Jahr begrenzen zu können. Ein Grund dafür sei wohl, dass die Preise für die Solaranlagen derzeit "schneller fallen, als die Fördersätze gekürzt werden", sagte Kurth.
Hält das derzeitige Ausbautempo an, dann würden die von der Bundesregierung für 2022 gesetzten Ausbauziele Kurth zufolge spätestens Ende 2015 erreicht. Es sei nun Sache des Gesetzgebers, "aus dieser Entwicklung Schlüsse zu ziehen", sagte der scheidende Netzagentur-Chef.
Auch Solarworld-Chef sieht Handlungsbedarf
Für die deutschen Stromkunden könnte eine Fortsetzung des Solarbooms teuer werden. Denn die Solarförderung verschlingt trotz aller Kürzungen noch immer viel mehr Geld als etwa die Förderung von Windenergie. Allein 2010 kostete sie die Stromkunden über fünf Milliarden Euro. Das waren fast 40 Prozent der Gesamtsubventionen nach dem EEG-Gesetz. Dabei lieferten die Solaranlagen nicht einmal 15 Prozent des damit geförderten Stroms.
Auch der Chef des größten deutschen Solarkonzerns Solarworld, Frank Asbeck, sieht angesichts der jüngsten Zahlen Handlungsbedarf. "Wir müssen da gegensteuern, sonst verliert unsere Branche an Glaubwürdigkeit", sagte er der Nachrichtenagentur dapd. Er plädiert dafür, vor allem die weitere Förderung von Großanlagen in der Bundesrepublik zu überprüfen. "Solarstromerzeugung in Deutschland gehört auf die Dächer. Große Freiflächenparks gehören vielleicht nach Spanien, aber nicht in das deutsche Stromnetz", sagte er. Außerdem müsse die EU gegen die Dumpingpreise chinesischer Solar-Hersteller vorgehen.
Der Bundesverband Solarwirtschaft sieht mehrere Gründe, die zum jüngsten Bauboom geführt haben: deutlich gesunkene Preise für Solarmodule, die milden Witterungsverhältnisse im Dezember, aber auch die im Herbst angekündigte Absenkung der Förderung zum Jahreswechsel. Für das laufende Jahr rechnet der Branchenverband durch die Förderkürzungen aber mit einem Rückgang der Nachfrage in Deutschland um rund 30 Prozent. (dpa)