Essen. . Sommerzeit ist Insektenzeit. Für Allergiker können die Stiche tödlich enden. Fatal: Gerade jetzt gibt es bei den Gegenmitteln Lieferengpässe.
Sie schwirren um einen herum, kommen ganz nah an den Körper und stechen zu: Insekten. Besonders Allergiker müssen jetzt aufpassen, denn für sie kann ein Stich ohne ein Gegenmittel im schlimmsten Fall den Tod bedeuten. Erst kürzlich war ein Herner in seinem Kleingarten an einem Schock gestorben, den Wespenstiche ausgelöst hatten.
Für diesen Ernstfall können Betroffene sich Notfallsets kaufen. Darin enthalten sind Injektionen mit Adrenalin, die sich Allergiker gegen den anaphylaktischen Schock direkt unter die Haut spritzen. Doch derzeit bestehen Lieferengpässe bei den sogenannten Pens.
Diese Injektionen bieten auf dem deutschen Markt nur drei Hersteller an: Fastjekt, Emerade und Jext. „Doch alle drei können derzeit nicht liefern“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein. Als erstes hatte Fastjekt mit Lieferengpässen zu kämpfen.
Anti-Allergikum gegen Insektenstiche schon im April knapp
Dazu kam es bereits im April 2018. Das hatte das Bundesinstitut für Arzneimitel und Medizinprodukte (BfArM) in einer Datenbank für Engpässe bei Medikamenten gemeldet. Ende Juli veröffentlichte das BfArM, dass die Probleme auch für Fastjekt Junior bestehen, der Version der Arznei für Kinder.
Die hohe Nachfrage verteilte sich daraufhin laut Thomas Preis dann auf die zwei anderen Hersteller von Emerade und Jext. „Und die kommen nicht mehr hinterher“, ergänzt Preis. Gerade dieses Jahr sind aufgrund der Wärme und Trockenheit besonders viele Wespen unterwegs.
Schuld sein sollen laut der Datenbank bei beiden Fällen Probleme bei der Produktion. Auf Anfrage erklärte Pfizer, Hersteller von Fastjekt, dass Änderungen im Prozess die Kapazität in ihrer Fabrik eingeschränkt hätten. Worin genau diese Änderungen bestehen, konnte Pfizer auf Nachfrage nicht weiter spezifizieren. Zudem seien Bestandteile für die Arznei von Drittanbietern nicht lieferbar.
Weltweit Lieferengpässen bei dieser Adrenalin-Spritze
"Diese Lieferengpässe sind ein weltweites Problem", sagt Sonja Lämmel, Sprecherin des Deutschen Allergie- und Asthmabundes. Bei diesen Temperaturen sei das fatale, dass Allergiker das Notfallset überallhin mitnehmen müssten. Doch wenn sie die Injektion nicht vor großer Hitze schützen, könne die Flüssigkeit trüb werden. „Wenn das passiert, sollte man den Pen austauschen“, sagt Lämmel. Gerade diese Empfehlung sei derzeit schwierig umzusetzen.
Hinzu kommt, dass Labortests mit dem Emerade-Produkt ergaben, dass die Notfall-Injektion nicht immer richtig funktioniert. Das veröffentlichte das BfArM. Deshalb hatte der das Ministerium dazu geraten, immer zwei Emerade-Pens mitzunehmen.
Allergiker können sich trotzdem auf einen Stich vorbereiten
Betroffenen Allergikern ohne Spritze rät Thomas Preis, sich mit einem Arzt zusammenzusetzen. „Der bespricht dann mögliche Alternativen für den Ernstfall“, sagt Preis. „Wir hoffen aber, dass sich die Lieferengpässe spätestens bis zum September auflösen." Ein Ende des Engpasses sollte auch der Datenbank zufolge für das Kinderprodukt für den August 2018 vorliegen, für das Medikament der Erwachsenen dann im September.