Essen. An diese Woche werden Bahnpendler und Flugreisende lange denken: Kurz nach Ende des Lokführer-Streiks legen die Piloten von Germanwings die Arbeit nieder. Donnerstag ab 12 Uhr werden deutschlandweit 100 Maschinen am Boden bleiben. Es ist die sechste Streikwelle seit April.

An diese Woche werden Bahnpendler und Flugreisende lange denken. Kurz nach Ende eines 14-stündigen Ausstandes der Lokführer, der zwei von drei Fernzügen lahmlegte, streiken ab Donnerstag 12 Uhr Piloten der Lufthansa-Inlandslinie Germanwings.

Für das fliegende Personal ist es die sechste Streikwelle seit April. Deutschlandweit sollen rund 100 von 500 Flügen gestrichen werden. In NRW dürfte der Schwerpunkt auf dem Flughafen Köln/Bonn liegen, aber auch in Düsseldorf und Dortmund werden Auswirkungen erwartet. In diesem Tarifstreit geht es um die Übergangsrenten für 5400 Piloten und Co-Piloten.

Zugausfälle seit Mittwochmorgen

Viele Bahnkunden hatte es schon Mittwochmorgen kalt erwischt. Den Streik der Lokführer-Gewerkschaft GDL, der um 14 Uhr begann, bereitete die Bahn mit einem Notfahrplan bereits seit Mittwochnacht vor. Sie ließ vorab zahlreiche IC und ICE auch im Ruhrgebiet in den Depots oder umleiten, um den Verkehr nach Streikende Donnerstagfrüh reibungsloser anlaufen zu lassen.

Zunehmend verschwindet das Verständnis für die Ausnahmesituation. Martin Burkert (SPD), Vorsitzender des Verkehrsausschusses im Bundestag, sagte unserer Redaktion: „Ich gehe davon aus, dass die GDL mit dem bedeutenden Recht auf Tarifautonomie und dem Einsatz des Streikrechts sorgsam und gewissenhaft umgeht“. Für den Fahrgastverband Pro Bahn erklärte Gerd Aschoff: „Die GDL setzt offensiv auf Zuspitzung. Ob Maß und Mittel momentan richtig gewählt sind, daran haben wir arge Zweifel.“ Die Kontrahenten sollten zurück an den Verhandlungstisch, fordert Pro Bahn. Genau das aber ist mit dem zweiten GDL-Bahnstreik innerhalb von sieben Tagen gescheitert.

"Der Streik ist unser gutes Recht"

Für Mittwoch waren vertrauliche Gespräche vereinbart. Mit der Streikankündigung ließ der Bahnvorstand sie platzen. Personalchef Ulrich Weber sprach von „Dreistigkeit“ der GDL. GDL-Chef Claus Weselsky hieb zurück: „Der Streik ist unser gutes Recht.“ Er beschuldigte andere Gewerkschaftsführer, sich „korrumpieren“ zu lassen.

Die offenbar gemeinte, nicht streikende Bahngewerkschaft EVG hat vorgeschlagen, durch ei­nen Notar zu prüfen, welche Gewerkschaft in welchem Bereich ei­ne „Mehrheit“ unter den Beschäftigten hat. Die Verhärtung ist auch durch die Absicht der Lokführergewerkschaft entstanden, für Zugbegleiter zu verhandeln.