Berlin/Frankfurt. Der Tarifkonflikt bei der Bahn treibt einer weiteren Eskalationsstufe entgegen: Heute entscheiden die Lokführer über einen unbefristeten Streik. Da wendet sich der Konzern noch einmal mit einem neuen Angebot an die Lokführer. Doch die wichtigste Forderung scheint die Bahn nicht zu erfüllen.
Mit einem neuen Angebot will die Deutsche Bahn weitere Streiks der Lokführer im letzten Moment noch abwenden. Unmittelbar vor der Entscheidung über neue Arbeitskämpfe am Donnerstag legte der Konzern der Lokführergewerkschaft eine neue Offerte vor, wie die "Passauer Neue Presse" (Donnerstag) erfuhr. Demnach schlägt das Bundesunternehmen vor, die Verhandlungen auszusetzen, bis die Bundesregierung das geplante Gesetz zur Tarifeinheit auf den Weg gebracht habe. Bis dahin sollten die Lokführer zwei Prozent mehr Geld erhalten, hieß es.
Weder die Bahn noch die Gewerkschaft der Lokomotivführer wollten sich bislang zu dem Bericht äußern. Ein Bahnsprecher kündigte jedoch eine Pressemitteilung für Donnerstagvormittag an. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte die Verhandlungen in der vergangenen Woche für gescheitert erklärt.
75 Prozent der Lokführer müssen für Streik stimmen
Sie will am heutigen Donnerstag das Ergebnis ihrer Urabstimmung bekanntgeben. Die Auszählung in Frankfurt beginnt am Morgen (8.00 Uhr), wie die GDL mitteilte. Mit dem Resultat sei am Nachmittag zu rechnen. Die erforderliche Zustimmung ist bei 75 Prozent Ja-Stimmen erreicht. Dann wären nach GDL-Angaben auch unbefristete Streiks möglich.
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Gewerkschafts-Chef Claus Weselsky sagte der "Süddeutschen Zeitung" (Freitag), das Zugpersonal werde von der Deutschen Bahn "absichtlich in den Streik getrieben". Die Lokführer, aber auch die Piloten der Lufthansa, sollten "die Begründung liefern" für das Tarifeinheitsgesetz.
Mit dem Arbeitskampf will die GDL ihre Forderung nach fünf Prozent mehr Geld und einer kürzeren Arbeitszeit durchsetzen. Sie erhebt sie nicht nur für die Lokführer, sondern für das gesamte Zugpersonal. Die GDL rivalisiert dabei mit der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Laut "Passauer Neue Presse" billigt die Bahn der GDL in ihrem neuen Angebot aber lediglich zu, federführend für die Lokführer zu verhandeln. (dpa)