Essen. Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine aktuelle Anfrage der Linken hervorgeht, ist die Zahl der Leiharbeiter in Deutschland bereits im dritten Jahr in Folge rückläufig. Ende 2013 zählte die Bundesagentur für Arbeit 814.580 Leiharbeitnehmer, Ende 2011 noch 871.726. Hintergrund ist offenbar der Fachkräftemangel.

Die Gewerkschaften werden es sicher gerne hören: Die robuste Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sorgt offenbar dafür, dass der Markt für Leiharbeiter schrumpft. Zeitarbeitsfirmen können auf immer weniger Personal zurückgreifen, das sie auf dem Wege der sogenannten Arbeitnehmerüberlassung Unternehmen zur Verfügung stellen, ohne dass diese reguläre Stellen schaffen müssen. Allerdings vollzieht sich die Entwicklung nur langsam. Und zumindest für Geringqualifizierte ist auch dieser Trend keine wirklich gute Nachricht. Denn wie schon auf dem ersten Arbeitsmarkt sind unter den Zeitarbeitern in erster Linie die besserqualifizierten Fachkräfte die Gewinner.

Wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine aktuelle Anfrage der Linken-Bundestagsfraktion hervorgeht, ist die Zahl der Leiharbeiter in Deutschland bereits im dritten Jahr in Folge rückläufig. Ende 2013 zählte die Bundesagentur für Arbeit 814.580 Leiharbeitnehmer, 822 379 waren es im Jahr zuvor und Ende 2011 sogar 871.726. Die Zahl der Leiharbeitsfirmen ging – wenn auch nur leicht – ebenfalls zurück.

Entwicklung variiert von Stadt zu Stadt

Diese Tendenz gilt auch für Nordrhein-Westfalen, wenngleich die Entwicklung im größten Bundesland von Stadt zu Stadt höchst unterschiedlich ausfällt, was unter anderem auf die Wirtschaftsstruktur der jeweiligen Städte zurückzuführen ist. Große Konzerne etwa beschäftigen für ihre Projekte gleich einen ganzen Stab von Zeitarbeitern. Das spiegelt sich in der Statistik entsprechend wider. Dass in Düsseldorf und Köln überproportional viele Leiharbeiter gemeldet sind, liegt nach Einschätzung der NRW-Arbeitsagentur vor allem an der hohen Zahl der Zeitarbeitsunternehmen in diesen Städten.

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Wegen der hohen Dichte an Industriebetrieben und der vielen Konzernsitze in NRW ist die Region ohnehin ein begehrter Markt für Zeitarbeitsfirmen. Marktführer Randstad betreibt in fast allen Großstädten an Rhein und Ruhr gleich mehrere Filialen. „Zeitarbeiter werden besonders im gewerblichen und im kaufmännischen Sektor gesucht, der ist in NRW stark ausgeprägt“, so Unternehmenssprecherin Petra Timm. Nachgefragt sei neben den begehrten IT-Ingenieuren vor allem der klassische deutsche Facharbeiter, besonders wenn er über Zusatzqualifikation wie etwa Fremdsprachenkenntnisse verfüge. Jobs für Elektroinstallateure, Mechatroniker und IT-Spezialisten, aber auch viele Berufe aus dem kaufmännischen Bereich finden sich gleich reihenweise unter den rund 8.400 offenen Stellen, die Randstad derzeit anbieten kann. 50 000 Zeitarbeiter hat der nach eigenen Angaben weltweit zweitgrößte Personalvermittler insgesamt in Deutschland unter Vertrag.

Bild vom ausgebeuteten Leiharbeiter hält nicht Stand

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Leiharbeit hat in Deutschland keinen besonders guten Ruf. Die Gewerkschaften kritisieren oft zu Recht, dass Leiharbeitskräfte im Schnitt weniger verdienen und eher von Arbeitslosigkeit bedroht sind als regulär Beschäftigte. Doch das Bild vom ausgebeuteten Leiharbeiter, der für die selbe Arbeit schlechter entlohnt wird als sein festangestellter Kollege, hält der Wirklichkeit immer weniger stand. Denn inzwischen wird der Arbeitsmarkt auch für Leihkräfte mehr und mehr durch den zunehmenden Fachkräftemangel geprägt. Arbeitsmarktexperten gehen davon aus, dass viele Firmen lieber direkt einstellen und Fachkräfte so dem Zeitarbeitsmarkt entziehen. Bei Randstad beobachtet man einen anderen Trend. Unternehmen nutzten die Zeitarbeit verstärkt als eine Art Probezeit für künftige Festanstellungen, so Petra Timm.

Das Papier der Bundesregierung gibt wenig Aufschluss darüber, ob Leiharbeiter vermehrt in feste Jobs übernommen werden. Belastbare Zahlen über diese „Brückenfunktion“ der Zeitarbeit lägen nicht vor. Bei Branchenführer Randstad ist man da weiter. 25 bis 30 Prozent der Mitarbeiter, weiß Unternehmenssprecherin Timm, landen am Ende in festen Beschäftigungsverhältnissen.