Duisburg.. DB Schenker transportiert erstmals Elektronikteile aus China über Duisburg nach Brasilien. Der Logistikkonzern sieht Riesen-Potenzial für die neue Frachtroute. Die Vorzüge der Bahnverbindung Fernost – Ruhrgebiet müssen sich bei vielen global operierenden Unternehmen herumgesprochen haben.
Im März kam Chinas Staatspräsident Xi Jinping nach Duisburg. Auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel schauten vorbei, um sich den imposanten Güterzug aus China anzusehen. Der „Yuxinou“ pendelt schon seit 2011 zwischen dem größten Binnenhafen Europas und der chinesischen Industriestadt Chongquing. Viermal die Woche schlängelt er sich über die 10 124 Kilometer lange Strecke. Doch der große Bahnhof für den langen Zug rückte den Güterverkehr zwischen Zentralchina und dem Ruhrgebiet im Frühjahr schlagartig ins Rampenlicht: ein 650 Meter langer Zug als Symbol für den florierenden Handel zwischen der Bundes- und der Volksrepublik.
Pendelstrecke über 10124 Kilometer
Bislang transportierte die eurasische Eisenbahn hauptsächlich Ware „Made in China“ ins Ruhrgebiet, überwiegend Elektronikprodukte. Seit August rollt der „Yuxinou“ auch zurück mit wertvoller Fracht. Je 82 fabrikneue Autos pro Zug bedienen den Hunger vieler Chinesen auf deutsche Premium-Pkw.
Und nun gibt es eine weitere Premiere im Schienenverkehr zwischen China und der Ruhr: Erstmals organisierte der Logistikkonzern DB Schenker einen Transport per Bahn, Lkw und Flugzeug über drei Kontinente von Fernost nach Südamerika – mit Duisburg als Drehscheibe. Die Vorzüge der Bahnverbindung Fernost – Ruhrgebiet und der Ruf Duisburgs als führender Logistik-Standort müssen sich bei vielen global operierenden Unternehmen herumgesprochen haben.
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Für einen Elektronikhersteller – über die Namen ihrer Kunden schweigt sich die Bahntochter vornehm aus – verfrachtete Schenker 21 Tonnen Bauteile für Mobiltelefone von Chongquing nach Brasilien. Ein Experiment, denn der Weg der Ware um den halben Globus via Bahn, Straße und Luft mit vielen Umladestellen wirkt auf den ersten Blick weit umständlicher als der reine Schiffstransport. Das Ergebnis aber kann sich aus Schenker-Sicht sehen lassen: Auf hoher See wäre die Fracht 50 bis 55 Tage unterwegs gewesen. Mit Bahn, Lkw und Flieger brauchten die Container nur 24 Tage.
Doppelt so schnell wie über See
Das Potenzial dieser Frachtroute liegt laut Schenker in der Kombination aus Dauer und Kosten. Denn: Per Schiff wäre der Transport deutlich preiswerter gewesen. Aber die Zeitersparnis um die Hälfte wiege den Kostenvorteil der Seestrecke über den Pazifik mehr als auf. „Wir sind stolz, Pionier bei dieser für den lateinamerikanischen Markt interessanten Transportvariante zu sein“, sagte Thomas Mack, Chef der internationalen Luftfrachtsparte bei Schenker, dieser Zeitung. Gespräche über Anschlussgeschäfte liefen bereits.
Zugute kommen den Spediteuren die „Yuxinou“-Züge. Denn obwohl die Container wegen der unterschiedlichen Spurweiten in China, Russland und Mitteleuropa zweimal die Waggons wechseln müssen, benötigte der „Yuxinou“ für die Reise über Kasachstan, Russland, die Ukraine, Weißrussland und Polen nur 17 Tage. In Duisburg angekommen, ging es für die Container dann zügig weiter: Die Fracht wurde auf Lkw geladen und zum Frankfurter Flughafen gebracht. Von dort hoben die Teile, die in Brasilien in Handys verbaut werden, Richtung São Paulo ab.
Der Güterweg via Duisburg muss nicht auf Südamerika beschränkt bleiben. Daniel Wieland, Chef der Schenker Rail-Logistics: „Wir können uns auch Mexiko und die Metropolen der US-Ostküste als Ziele vorstellen.“ Könnte also sein, dass nach dem chinesischen bald auch der US-Präsident in Duisburg vorbeischaut.