Berlin.. Energiewende setzt die kommunalen Stadtwerke unter Druck. Nach einem Gutachten des Verbands Kommunaler Unternehmen könnte der Strompreis für Verbraucher sinken, wenn ein sogenannter Kapazitätsmarkt eingeführt wird, der konventionelle Kraftwerke entlohnt.

Durch Reformen am Elektrizitätsmarkt könnte der Strompreis für die Verbraucher sinken. Das stellte am Dienstag der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU) auf der Basis eines Gutachtens in Aussicht. Auch volkswirtschaftlich betrachtet würde die deutsche Stromrechnung dann sinken, erklärte der Verband, der unter anderem die Stadtwerke vertritt. Die Aussagen beruhen auf Berechnungen für einen sogenannten Kapazitätsmarkt. Das ist ein neues Segment des Strommarktes, über dessen Einführung Politik und Unternehmen diskutieren.

Während heute Großverbraucher wie Unternehmen oder Verwaltungen konkrete Strommengen für bestimmte Termine bei den Betreibern der Kraftwerke kaufen, würden sie später am Kapazitätsmarkt das neue Produkt „Versorgungssicherheit“ erwerben können – also die Garantie, dass sie immer den Strom bekommen, den sie brauchen. Dass viele Experten dieses zusätzliche Marktsegment für notwendig halten, ist eine Folge der Energiewende. Sonnen- und Windkraftwerke liefern zunehmende Mengen Elektrizität.

Deshalb produzieren die Kohle- oder Gaskraftwerke auch der Stadtwerke weniger Strom. Trotzdem sind einige davon aber als Reserve nötig, wenn weder der Wind weht noch die Sonne scheint. Die Frage lautet: Wie finanziert man teure Kohle- und Gaskraftwerke, die sich am Markt nicht mehr rechnen?

Kommunale Energieversorger unter Druck

Diese Frage ist existenziell für die meisten konventionellen Stromproduzenten. Manche Stadtwerke gerade im Ruhrgebiet sind besonders betroffen, weil sie einerseits Aktien an RWE halten und mit niedrigeren Dividenden rechnen müssen, andererseits selbst an Kraftwerken beteiligt sind. Die kommunalen Energieversorger stehen „unter großem Druck“, sagte Andreas Feicht, Vizepräsident des VKU und Vorstandschef der Wuppertaler Stadtwerke.

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Heute will auch die Gewerkschaft IGBCE vor Personalabbau warnen. Sie fordert einen „geordneten Strukturwandel“ in der Energiewirtschaft. Dazu könnte ein Kapazitätsmarkt beitragen. Er lässt sich so vorstellen: Beispielsweise Stadtwerke verkaufen nicht nur Strom, sondern auch Garantiezertifikate über zukünftige Lieferungen. Unternehmen erwerben diese und können damit sicher sein, künftig versorgt zu werden. Der Handel mit den Zertifikaten findet an einer Börse statt.

Private Verbraucher könnten zwölf Euro im Jahr sparen

Die Vorteile laut Unternehmensberatung Enervis: Wenn die großen Nachfrager sicher seien, dass sie jederzeit genug Elektrizität bekämen, würden die Strompreise zu Zeiten, in denen Wind- und Sonnenkraftwerke wegen des Wetters stillstehen, nicht in absurde Höhen klettern. So ließen sich erhebliche Kosten einsparen. Die Einsparungen seien größer als die Kosten der Zertifikate. Für 2014 bis 2034 liege die Einsparung bei bis zu 27 Milliarden Euro. Private Verbraucher würden bis zu zwölf Euro im Jahr sparen.