Berlin. . 15 Jahre nach Start der Bologna-Reform zeigt sich: Nur der Master zählt als Einstieg in die Karriere. Der Bachelor ist für viele Studierende nur ein „Vordiplom“. Damit aber komme man nicht an die gut bezahlten Jobs. Weitere Ergebnisse: Zu wenige junge Leute studieren im Ausland.

Nette Kollegen, ein sicherer Arbeitsvertrag und viel Zeit für die Familie - das ist den meisten Studenten bei der Berufswahl heute wich­tiger als Geld und Karriere. Eine neue Allensbach-Umfrage unter rund 2000 Studierenden zwischen 18 und 29 Jahren bestätigt damit den allgemeinen Trend: Betriebsklima und Arbeitsatmosphäre werden den Deutschen immer wichtiger.

Wie aber kommt man an die ­guten Jobs mit hohem Wohlfühl­faktor? Ein Bachelor-Abschluss reicht in den Augen der Studenten oft nicht aus.

Überraschend deutlich fällt das Urteil der Befragten über den neuen Akademikertitel aus: Nur einer von vier Befragten traut dem Bachelor-Studium zu, die Studie­renden ­genügend aufs Berufsleben vorzu­bereiten. Und nur jeder Fünfte glaubt, dass Arbeitgeber den Bachelor als ausreichende Qualifikation anerkennen.

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Die meisten planen deshalb von vornherein ein Master-Studium, um die Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Besonders Frauen aus den alten Bundesländern wollen sich oft nicht mit dem Bachelor ­begnügen.

Unterstützung von den Eltern

„Der Bachelor ist zu einer Art ­Vordiplom degradiert worden“, sagt Daniele Nati vom Reemtsma Begabtenförderungswerk, das die Umfrage in Auftrag gegeben hatte. „Er ist nicht das, was von ihm erwartet ­wurde.“ Bei der Einführung der ­neuen Abschlüsse im Zuge des 1999 gestarteten Bologna-Prozesses sollte der Bachelor als vollwertiger ­Abschluss für kürzere Studienzeiten und größere Arbeitsmarktfähigkeit sorgen. „Die Studenten bezweifeln das.“

Für viele Studierende herrscht ­ohnehin wenig Zeitdruck: Zwei Drittel der Studenten werden heute von ihren Eltern unterstützt – vor ­allem dann, wenn sie jünger als 25 Jahre sind. Laut Umfrage haben ­Studenten in Deutschland im Durchschnitt monatlich 615 Euro netto zur Verfügung. Mehr als die Hälfte der Studierenden jobbt dafür allerdings auch zusätzlich, jeder Dritte bezieht Bafög.

Wohnungen im Osten sind günstiger

Große Unterschiede bei den Studienbedingungen gibt es zwischen Universitäten in den alten und den neuen Bundesländern. Während acht von zehn Studenten im Westen über den Mangel an bezahlbaren Wohnungen klagen, sind es im ­Osten nur halb so viele. Das gleiche gilt für Plätze in Studentenwohn­heimen: Im Osten ist die Lage nach Ansicht der Studenten deutlich entspannter als im Westen.

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Doch der Weg aus den überfüllten West-Unis nach Osten fällt dennoch vielen schwer: Bei der Wahl der Uni spielt nicht nur das wissenschaftliche ­Renommee eine Rolle, sondern auch hier wieder Wohlfühlaspekte: Eine attraktive Stadt soll es sein – aber gleichzeitig nicht zu weit entfernt von den Eltern. Für den späteren Job sind die meisten allerdings bereit, innerhalb Deutschlands oder sogar ins Ausland umzuziehen.

Während des Studiums dagegen sind Auslandssemester noch immer die Ausnahme: Nur 17 Prozent der Befragten haben schon im Ausland studiert, mehr als die Hälfte erwägt das erst gar nicht. Bildungsministerin Johanna Wanka (CDU) dagegen will, dass im Lebenslauf jedes ­zweiten deutschen Hochschulabsolventen künftig Auslandserfahrungen stehen. Die Hochschulrektoren beklagen seit längerem die fehlende Mobilität vieler Studenten.