Essen.. Der finanzielle Druck auf Thomas Middelhoff, einst Chef des Essener Arcandor-Konzerns, ist groß. Der Insolvenzverwalter fordert Millionensummen vom Manager. Und jetzt verlangt auch noch der bekannte Unternehmensberater Roland Berger viel Geld von Middelhoff.
Thomas Middelhoff hat wieder einmal einen Termin vor Gericht, während in den Fernsehnachrichten ein Bericht über diese Sache mit Roland Berger läuft. Middelhoff, der ehemalige Arcandor-Chef, und Berger, der namhafte Unternehmensberater, haben früher gemeinsame Geschäfte gemacht – bis die Partnerschaft in die Brüche ging. Nun fordert Berger Geld von Middelhoff, viel Geld.
Wie das „Handelsblatt“ berichtet, soll es um fast 6,8 Millionen Euro gehen. Eine Gerichtsvollzieherin habe die Forderung bereits Anfang der Woche übermittelt, als sich Middelhoff in eigener Sache vor dem Essener Landgericht befand.
Demonstrative Gelassenheit
Auch am Freitag war wieder ein Verhandlungstag. Middelhoff, der Mann im feinen Business-Anzug auf der Anklagebank, gibt sich auch an diesem Tag erkennbar Mühe, Gelassenheit zu demonstrieren. Auf seinem braun gebrannten Gesicht zeichnet sich immer wieder ein Lächeln ab, als wolle er zeigen, wie sehr er mit sich im Reinen sei.
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Ein ehemaliger Unternehmenssprecher wird befragt, danach eine LKA-Beamtin. Es geht um eine 180.000 Euro teure Festschrift für Middelhoffs Mentor Mark Wössner. Die Staatsanwaltschaft wirft Middelhoff vor, er habe die Kosten für ein privates Geschenk auf den Konzern abwälzen wollen. Middelhoff bestreitet dies. Keine Spur von schlechter Laune: Als die Ermittlerin zum Abschied „Wiederschauen“ sagt, scherzt Middelhoff: „Ich sage lieber Tschüss.“
„Unsere Freundschaft wird nicht darunter leiden“
Und die Angelegenheit mit Roland Berger? „Eine private Sache“ sei das, sagt Middelhoff nach der Verhandlung. „Unsere Freundschaft wird nicht darunter leiden.“ Mehr wolle er dazu nicht sagen. Leutseliger war er noch, als es im Frühjahr 2009 um die Gründung der gemeinsamen Investmentfirma BLM ging. Man wolle „neue Wege gehen mit dem Ziel langfristiger und nachhaltiger Wertschöpfung“. Berger soll Middelhoff bei einer Transaktion Geld vorgestreckt haben. So sei die aktuelle Millionen-Forderung entstanden.
Damit wird die Liste derer, die mit Middelhoff Rechnungen offen haben, länger. Auch Arcandor-Insolvenzverwalter Hans Gerd Jauch hat Middelhoff zu Wochenbeginn in einer Verhandlungspause eine Forderung in Höhe von rund 3,4 Millionen Euro zustellen lassen.
ProzessMiddelhoff hat Wohnsitz von Bielefeld nach Saint Tropez verlagert
Das Landgericht hatte Middelhoff im September 2013 in einem Zivilverfahren verurteilt, diese Summe an den Insolvenzverwalter zu zahlen. Es geht vor allem um Boni, die Middelhoff zu Unrecht erhalten haben soll. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Ob Middelhoff zahlen muss, bleibt offen. Auch mit seinem früheren Vermögensverwalter Josef Esch streitet sich Middelhoff über millionenschwere Forderungen.
Middelhoff hat unlängst seinen Wohnsitz von Bielefeld nach Saint Tropez verlagert. Es scheint, als gingen seine Gläubiger gezielt dazu über, ihre Post im Essener Gerichtsgebäude zu übergeben. „Damit sollte ein gewisser Show-Effekt verbunden sein“, vermutet Middelhoffs Anwalt Winfried Holtermüller. Dass er nur schwer erreichbar sei, bestreitet der einstige Arcandor-Chef. „Unsinn“, sagt er – und eilt nach draußen, wo eine dunkle Audi-Limousine mit Berliner Kennzeichen auf ihn wartet. In wenigen Tagen muss Middelhoff wieder in Essen erscheinen – zur Verhandlung vor dem Landgericht.