Frankfurt. Ein Herrscher aus dem Emirat Katar wird überraschend größter Einzelaktionär des größten deutschen Geldinstituts. 1,75 Milliarden Euro hat Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani bereits überwiesen. Damit ist er jetzt mit einem Anteil von rund sechs Prozent größter Anteilseigner.

Stolze acht Milliarden Euro wird die Deutsche Bank bis Mitte Juni einsammeln – es ist die zweitgrößte Kapitalerhöhung in der Geschichte des Instituts. Eine Überraschung: Anshu Jain und Jürgen Fitschen, die Chefs der Deutschen Bank, setzten auf die Königsfamilie aus Katar.

1,75 Milliarden Euro hat Scheich Hamad bin Dschassim bin Dschaber al-Thani bereits überwiesen. Damit ist er jetzt mit einem Anteil von rund sechs Prozent größter Einzelaktionär der Deutschen Bank. Bisher war dies der US-Vermögensverwalter Black Rock mit 5,14 Prozent.

Auf Hilfe eines einzelnen Großaktionärs hatte die Deutsche Bank in ihrer Geschichte bislang noch nie gesetzt. Börsianer zeigen Verständnis. Wenn in Deutschland kein Großaktionär zu finden sei, müsse man sich eben jenseits der Grenze umschauen.

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„Wenn, dann ist ein Scheich aus Katar allemal besser als ein russischer Oligarch oder eine als Heuschrecke agierender Hegdefonds“, sagte ein Händler. An der Börse gilt das Emirat, eine absolute Monarchie, bei deutschen Konzernen als verlässlicher Investor – unter anderem bei VW mit 17 und bei Porsche mit zehn Prozent. Angeblich soll der Staatsfonds über Vermögen in Höhe von rund 200 Milliarden Dollar verfügen, gespeist aus den Öl- und Gasvorkommen des Landes.

60 Millionen Aktien für den Scheich

Den dicksten Batzen des frischen Kapitals für die Deutsche Bank sollen mit 6,3 Milliarden Euro die bisherigen Aktionäre bis Mitte Juni beisteuern. Während Scheich Al-Thani über die von ihm kontrollierte Investmentfirma Paramount Services 60 Millionen Aktien bezieht und dafür je 29,20 Euro bezahlt, wird der Preis für 300 Millionen weitere neue Papiere erst am 4. Juni festgelegt. Er müsste bei mindestens 21 Euro liegen, um 6,3 Milliarden Euro in Kassen der Bank zu spülen.

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Am 24. Juni soll die Kapitalerhöhung abgeschlossen werden. Am Montag wurde die Aktie mit gut 30 Euro gehandelt.

Die bisher größte Kapitalerhöhung hatte die Bank 2010 umgesetzt: Zehn Milliarden Euro frisches Geld dienten damals vor allem der Übernahme der Postbank. Mit dem neuerlichen Schritt steigt die wichtige Kernkapitalquote der Deutschen Bank von 9,5 auf 11,8 Prozent. Die Bankenaufseher verlangen mindestens acht Prozent.

Strafen, Bußgelder, teure Altlasten

Derzeit prüft die Europäische Zentralbank die Bücher von 128 Banken in Europa. Treten Kapitallücken auf, müssen die Banken nachlegen. Jain und Fitschen befürchten wohl auch 2014 und 2016 weitere Strafen, Bußgelder oder teure Vergleiche wegen Verfehlungen in der Vergangenheit. 2012 und 2013 musste die Bank für die Beilegung von Rechtsstreitigkeiten fünf Milliarden Euro aufwenden.

Zwar stehen die beiden Bank-Chefs weiter auf der Kostenbremse und wollen 4,5 Milliarden Euro einsparen. Aber das frische Geld soll auch dazu dienen, das Geschäft in den USA und im Investmentbanking weiter voranzutreiben. „Langfristig“ beabsichtige die Bank Überschusskapital an die Aktionäre zurückzugeben, etwa über die Dividende, deuteten Jain und Fitschen an. Auch darauf baut wohl der Scheich.