Paris/München. Siemens ist in das Rennen um Teile des französischen Rivalen Alstom eingestiegen. Der Münchner Industriekonzern signalisierte der Alstom-Führung nach eigenen Angaben vom Sonntag “Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit“. Die Regierung in Paris ist aufgeschreckt.
Siemens meldet sich im Übernahmepoker um den französischen Industriekonzern Alstom zu Wort. Das Münchner Unternehmen habe der Alstom-Führung in einem Schreiben "Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit bekundet", teilte der Dax-Konzern am Sonntag in München mit. Siemens bitte um Verständnis, zunächst keine weiteren Ausführungen dazu zu machen. Gerüchten zufolge will der US-Mischkonzern General Electric (GE) den französischen Konkurrenten zu großen Teilen schlucken. Eine offizielle Bestätigung dafür steht aus.
Am Sonntag wurde GE-Chef Jeff Immelt nach französischen Medienberichten zu einem Spitzentreffen in Paris erwartet. "Le Monde" hatte berichtet, dass Immelt den Alstom-Chef Patrick Kron sowie andere Konzernvertreter treffen und möglicherweise auch mit Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg sowie Präsident François Hollande oder Ministerpräsident Manuel Valls zusammenkommen könnte.
Alstom steht für französischen Erfindergeist
Eine Übernahme Alstoms wäre zumindest eine Kampfansage von GE an Siemens. Die Amerikaner, vor allem in den USA stark, liegen in manchen Bereichen vor Siemens und verdienen gemessen am Umsatz deutlich mehr Geld. In Europa, vor allem in Deutschland hat Siemens die Nase vorn - und bietet GE auf dem US-Markt Paroli, etwa mit milliardenschweren Windkraftaufträgen oder bei Zügen. Siemens hat mit rund 60 000 Mitarbeitern in den USA Schlagkraft.
Angeblich hat sich GE im Bemühungen um Alstom bereits die Unterstützung des französischen Mischkonzerns Bouygues gesichert, der 29 Prozent an Alstom hält, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Kreise geschrieben hatte. Eine Bestätigung gibt es auch dafür nicht.
Der Zeitung "Le Figaro" zufolge interessiert sich GE vor allem für das Energietechnik-Geschäft von Alstom, das rund 70 Prozent der Konzernaktivitäten ausmacht. Um das Schienenverkehrsgeschäft geht es demnach nicht. Alstom baut unter anderem den Hochgeschwindigkeitszug TGV. Noch am Freitag hatte sich Minister Montebourg klar gegen eine mögliche Übernahme gestellt. Die Regierung arbeite an "anderen Lösungen und Szenarien", hatte er "Le Monde" gesagt. Alstom stehe für die industrielle Stärke Frankreichs und französischen Erfindergeist. Es bestehe die Gefahr, dass man ein Zentrum wirtschaftlicher Entscheidungen verliere. (dpa)