Essen/Frankfurt/Main. . Flugpassagieren drohen kommende Woche wegen Fluglotsenstreiks in Europa Verspätungen und Flugausfälle. Vor allem in Frankreich, Italien und Deutschland könnte der Flugverkehr dadurch erheblich aus dem Takt geraten. In Deutschland ist ein Streik für nur eine Stunde geplant.

Insgesamt 14.000 Fluglotsen in Europa sind für die kommenden Woche zu Streiks aufgerufen. Auch in Deutschland sollen die Fluglotsen streiken. Dazu hat die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) am Donnerstag aufgerufen. Der Streik soll eine Stunde dauern. Flugreisende müssen sich dennoch auf kräftige Störungen einstellen.

Von 8 bis 9 Uhr am Mittwochmorgen sollen die etwa 2000 Fluglotsen die Arbeit niederlegen. Aus Sicht von Jan Janocha, Sprecher der GdF, "wird in dieser Zeit in Deutschland keine Zivilflugzeug am Himmel sein".

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Deutsche Flugsicherung klagt gegen Streikaufforderung

Die Arbeitsniederlegung sei ein Solidaritätsstreik mit den französischen Fluglotsen, sagt Janocha. Die wollen in der kommenden Woche fünf Tage lang in den Ausstand treten. In dem Arbeitskampf protestieren die Fluglotsen gegen die geplante Reform der europäischen Luftraumüberwachung durch die EU-Kommission.

Während die Deutsche Flugsicherung den Streik mit einer Klage vor dem Landesarbeitsgericht Hessen in Frankfurt abwenden will, sieht die GdF die vom Bundesarbeitsgericht geforderte "Verhältnismäßigkeit" bei einem Solidaritätsstreik gewahrt: "Angesichts von fünf Tagen Streik in Frankreich, sind eine Stunde Streik in Deutschland sehr moderat", meint GdF-Sprecher Janocha.

Fluglotsenstreiks auch in Italien, Ungarn und Portugal 

Die europäischen Fluglotsengewerkschaft ATCEUC hat für den kommenden Mittwoch zum "Action Day" aufgerufen. In Italien sei am Mittwoch ein vierstündiger Streik geplant. Auch die Fluglotsen aus Portugal, der Slowakei und Ungarn hätten Aktionen angekündigt. Arbeitsniederlegungen würden auch in Spanien und Griechenland erwartet.

Die Folgen für Flugreisende dürften immens sein, der GdF geht es jedoch nicht darum "Muskeln zu zeigen und den Flugverkehr lahm zu legen", sagt Sprecher Jan Janocha. Die im Streikaufruf gewählte Zeit zwischen 8 und 9 Uhr sei jedenfalls "bewusst gewählt" worden. Langstrecken- und Interkontinentalflüge landen in Deutschland gewöhnlich am frühen Morgen zwischen 6 und 8 Uhr.

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Fluglotsen fürchten harte EU-Vorgaben

Mit den Streiks protestieren die Fluglotsen gegen die geplante Reform der europäischen Flugsicherung durch die EU-Kommission. Die EU-Kommission hatte 2004 den einheitlichen europäischen Luftraum auf den Weg gebracht, um die Luftfahrt nach Verkehrsströmen und nicht nach Landesgrenzen auszurichten. Ziel ist neben einer Reduzierung der Treibhausgasemissionen auch ein besseres Flugverkehrsmanagement - dazu zählen Sicherheitsstandards, aber auch eine Senkung der Kosten.

Arbeitnehmervertreter wie die GdF werfen der Kommission vor, sie fordere stetige Gebührensenkungen, die den Airlines zugute kämen. Die Flugsicherungsfirmen würden dabei so stark unter Druck gesetzt, dass dort ein Überlebenskampf beginne, unter dem letztlich die Sicherheit im Luftraum leiden werde, argumentieren sie.

Es ist nicht der erste Versuch der GdF und der europäischen Gewerkschaften, gegen den Kommissionsvorschlag zu demonstrieren. Bereits im Oktober war ein europaweiter Streik angekündigt worden, jedoch in letzter Minute abgesagt, da die EU mildere Töne angeschlagen hatte. (mit Material von rtr)