Luxemburg/Brüssel. Der IT-Riese Microsoft hat sich den Kauf von Skype Milliarden kosten lassen. Auch zwei Jahre nach dem Deal beschäftigt der Fall noch die Gerichte. Konkurrenten aus den USA und Italien haben geklagt - und nun verloren. Die Übernahme von Skype war rechtmäßig, so das EU-Gericht.
Die milliardenschwere Übernahme des Internettelefonie-Dienstes Skype durch Microsoft ist nach einem EU-Urteil rechtens. Der Zusammenschluss schränke weder den Wettbewerb auf dem Markt der Internetkommunikation für Privatkunden noch für Geschäftskunden ein, urteilte das EU-Gericht am Mittwoch in Luxemburg.
Die Richter wiesen damit die Klage des amerikanischen IT-Konzerns Cisco Systems und der italienischen Firma Messagenet ab (Rechtssache T-79/12). Sie können die Übernahme jetzt noch vor der nächsten Instanz, dem Europäischen Gerichtshof, anfechten.
Microsoft hatte Skype im Mai 2011 übernommen und dafür 8,5 Milliarden Dollar (6,2 Mrd Euro) gezahlt. Die EU-Kommission prüfte die Auswirkungen auf Konkurrenten und gab grünes Licht für den Zukauf. Gegen diese Entscheidung hatten die Konkurrenten geklagt. Es war der größte Zukauf in Microsofts Firmengeschichte. Mit Skype können Nutzer kostenlos über das Internet chatten und telefonieren, auch mit Videoübertragung.
Verlierer Cisco äußert sich unzufrieden
Microsoft zeigte sich erfreut über die Entscheidung des Gerichts. "Wir sind zufrieden damit, dass das EU-Gericht die frühere Entscheidung der EU-Kommission bestätigt hat", schrieb der US-Konzern. Auch die Brüsseler EU-Behörde begrüßte die Entscheidung, die ihren Beschluss von 2011 bestätige.
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Dagegen äußerte sich der Verlierer Cisco unzufrieden. Ein Unternehmenssprecher sagte auf Anfrage: "Cisco ist enttäuscht, dass das Gericht die Kommission nicht aufgefordert hat, die Anforderungen über die Interoperabilität bei der Microsoft/Skype-Übernahme erneut zu prüfen." Im Interesse von Kunden und Verbrauchern hoffe Cisco, dass Microsoft sich weiter für eine offene, miteinander vernetzte Videotelefonie-Gemeinde einsetzen werde.
Microsoft bei neuen IT-Plattformen wenig präsent
Laut Gericht konnte Microsoft durch den Zukauf zwar seinen Marktanteil im Segment Videotelefonie für Privatkunden auf 80 bis 90 Prozent ausbauen. Der Sektor verändere sich aber schnell und solch ein hoher Marktanteil könne schnell wieder verloren gehen, argumentierten die Richter. Zudem sei Microsoft bei neuen IT-Plattformen wie Tablets und Smartphones, die immer wichtiger würden, wenig präsent. "Bei einer Erhöhung der Kommunikationspreise könnten sich PC-Nutzer daher alternativen Plattformen zuwenden", schrieb das Gericht.
Im Bereich der Geschäftskommunikation kam das EU-Gericht zum selben Ergebnis. Microsoft habe nicht die Möglichkeit, mit seinem Produkt Lync den Wettbewerb in diesem Bereich zu beschränken. Lync stehe anderen großen Konkurrenten gegenüber, etwa dem Unternehmen Cisco, das "allein schon einen größeren Marktanteil hat als Microsoft." Cisco ist unter anderem mit seiner Lösung "TelePresence" auf dem Markt der Videokonferenzsysteme präsent. (dpa)