Frankfurt/Main. . Die jahrelange Manipulation von Zinssätzen kommt die Deutsche Bank und weitere internationale Großbanken teuer zu stehen. Im Libor-Skandal hat die EU-Kommission gegen sechs Institute eine Rekordstrafe von 1,7 Milliarden Euro verhängt. Auf die Deutsche Bank entfällt die höchste Einzelstrafe von 725 Millionen Euro.
Es ist die höchste Strafe, die je von der Europäischen Kommission verhängt worden ist: 1,7 Milliarden Euro. Diese Summe sollen die Deutsche Bank und weitere internationale Großbanken zahlen. Bestraft wird die Manipulation von Interbankenzinssätzen für den Handel mit Euro und dem japanischen Yen zwischen den Jahren 2005 und 2008.
Auf die Deutsche Bank entfallen 725 Millionen Euro. Sie trägt wegen ihres hohen Marktanteils an diesen Geschäften den größten Anteil unter den Instituten. Zu den bestraften Instituten zählen auch die Royal Bank of Scotland, die französische Société Générale sowie die US-Banken Citigroup und JP Morgan. Die britische Barclays und die Schweizer UBS müssen nichts zahlen, weil sie die Kartellwächter über die Manipulation informiert hatten.
„Verstöße gegen Werte und Überzeugungen“
Jürgen Fitschen und Anshu Jain, die Co-Vorstandschefs der Deutschen Bank, sprechen von einer Bereinigung von Altlasten. Es gehe um „Verhaltensweisen von einzelnen Mitarbeitern in der Vergangenheit, die schwere Verstöße gegen Werte und Überzeugungen der Deutschen Bank darstellen“. EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia nannte die Vorgänge am Mittwoch „schockierend“.
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Die Manipulation der Interbankenzinsen Libor und Euribor gilt als einer der größten Finanzskandale überhaupt. Die von Manipulationen betroffenen Referenzzinsen gelten als Basis für zahlreiche Finanzgeschäfte. Libor und Euribor sind deshalb so wichtig, weil sie die Basis für Finanzgeschäfte im Volumen zwischen 300 und 500 Billionen Dollar sind. Bei Krediten, Baufinanzierungen oder Dispo-Zinsen dienen die Interbankenzinsen als Grundlage, ebenso bei vielen Anlageprodukten. Unklar ist, wie hoch der Schaden war und noch ist.
Manipulation über Jahre
Die Behörden waren vor allem über E-Mails auf die Vorgänge aufmerksam geworden. Festgelegt wurden die Zinssätze – unbeaufsichtigt von Behörden – von elf Großbanken in London, die den Zins an den britischen Bankenverband meldeten. Dadurch war Manipulationen über Jahre hin Tür und Tor geöffnet.
Eine mögliche Strafe für die Deutsche Bank in den USA steht noch aus. Auch in Singapur könnte das Geldhaus noch zur Kasse gebeten werden. Die Bank hatte wegen der Manipulationen 2012 mindestens sieben Händler entlassen. Vier der Händler haben vor dem Arbeitsgericht geklagt, eine Entscheidung steht noch aus. Die Händler belasten auch Anshu Jain. Er soll interne Ermittlungen in der Bank unterbunden haben. Jain und Fitschen bestreiten, von den Manipulationen gewusst zu haben.
Schärfere Kontrollen gefordert
Die Deutsche Bank hat ihren Händlern aus Furcht vor neuen Unregelmäßigkeiten mittlerweile untersagt, sich in Chatrooms mit Händlern anderer Häuser auf elektronischem Weg auszutauschen. Im Frühjahr hatte Elke König, Chefin der Finanzaufsicht BaFin, den Banken vorgehalten, sie hätten es den Händlern zu leicht gemacht, manipulieren zu können.
Selbst der Branche nicht abgeneigte Experten kommen angesichts zahlreicher Vorwürfe immer mehr Zweifel am Verhalten der Institute. „Wenn man das alles zusammen sieht, kann man schon eine Systematik dahinter vermuten“, sagt der Frankfurter Banken-Professor Martin Hellmich.