Essen. Vor allem junge Mobilfunk-Kunden tappen in Abofallen oder geben gedankenverloren Handynummern im Netz preis, wenn sie einkaufen möchten. Dadurch überschulden sich immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene, sagen Verbraucherschützer.

Smartphones sind mittlerweile Statussymbol. Junge Leute sind bereit, für das neueste Handy viel Geld in die Hand zu nehmen. Oder für die Spielekonsole und den neuen Fernseher. Geld, das sie oft nicht haben – und deshalb zum Ratenkredit greifen. Immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene geraten deshalb in die Schuldenfalle. Auch die Verbraucherzentrale NRW beobachtet einen erhöhten Beratungsbedarf überschuldeter Jugendlicher. Der Weg aus den Miesen ist aber meist mühsam.

Wo liegen die Gründe für eine Überschuldung?
Während die Bedeutung des Jobverlustes als Grund für das wirtschaftliche Aus deutlich abnimmt, rücken Erkrankungen und übersteigerte Konsumfreude in den Mittelpunkt. Sprich: Konsum auf Pump, der Spaß machen und das Selbstwertgefühl heben soll, kann insbesondere bei bildungsfernen Haushalten schnell zur Verschuldungsfalle werden.

Zinslose Ratenangebote und Shopping per Kreditkarte oder neuerdings per Handy senkten insbesondere bei jenen die Hemmschwelle, die es sich nicht leisten können, sagt die Kreditauskunftei Creditreform. In den Altersgruppen bis 25 Jahre steigt die Überschuldung auch deshalb rasant an. Mit im Schnitt 7320 Euro stehen überschuldete junge Menschen in der Kreide.

Wo lauert auf dem Handy die Schuldenfalle?
Auch in Zeiten sogenannter Flatrates tappen noch immer genügend Menschen in Kostenfallen, vor allem in Abofallen. Weil teure Klingeltöne oder Videos über die Handyrechnung bezahlt werden, fällt es dem Nutzer oft erst beim Erhalt der Abrechnung auf, dass sie einen solchen Vertrag abgeschlossen haben. Die sogenannte Button-Regelung, bei der Konsumenten vorher einem Vertrag zustimmen müssen, bevor dieser zustande kommt, hilft laut Verbraucherzentrale nur bedingt.

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„Ein Klick ist schneller gemacht als Kreditkartendaten einzugeben“, sagt Frank Lackmann von der Verbraucherzentrale NRW. Er rät Handynutzern zu einer Drittanbietersperre, die anderen Firmen das Abrechnen über die Telefonabrechnung erschwert. Eine solche Sperre lässt sich mit nur einem Anruf beim Mobilfunkanbieter einrichten. So lassen sich auch teure Sonderrufnummern wie 0900er sperren.

Was können Eltern tun, um ihre minderjährigen Kinder vor Handy-Schulden zu schützen?
Erst einmal gilt: Wer noch keine 18 ist, darf auch keinen rechtsgültigen Vertrag abschließen. Trotzdem willigen Eltern laut Verbraucherzentrale NRW oft in Handyverträge ein, die auf den Namen ihres Kindes laufen. Damit übernehmen sie zwar nicht automatisch die Verantwortung für weitere Kosten, die etwa über die Mobilfunkrechnung abgerechnet werden. Stellen diese Firmen aber erst einmal eine Forderung, etwa in Form eines Vollstreckungsbescheides, lässt sich dieser laut Schuldenexperte Lackmann nur per Klage aus dem Weg räumen: „Das ist dann oft sehr zeitraubend und vor allem teuer.“

Werden neue Bezahlmethoden das Konsumverhalten verändern?
Dazu gibt es bislang noch keine verlässlichen Erkenntnisse. Fast alle neuen Methoden befinden sich zurzeit noch in der Erprobungsphase. Verbraucherschützer sehen aber die Gefahr, dass noch gedankenloser damit eingekauft wird, als es heute schon mit „Plastikgeld“ wie Kreditkarten möglich ist.

Je nach System wird beim kontaktlosen Bezahlen per Handy entweder direkt das Konto oder die Kreditkarte des Nutzers belastet oder aber ein Guthaben in Anspruch genommen, das vorher auf einen Chip im Mobiltelefon geladen wurde. Dazu reicht es, das Telefon einfach nur an ein Lesegerät an der Kasse – etwa im Supermarkt – zu halten. Ähnliche Lösungen für zu Hause befinden sich auch in der Entwicklung.