Essen.. Verbraucher müssen sich auf weiter steigende Preise für Nahrungsmittel einstellen. Diesen Trend liest das Statistische Bundesamt aus den Erzeugerpreisen ab, die im September im Schnitt um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat stiegen. Während Kaffee, Fleisch und Energie deutlich weniger kosteten, entpuppten sich insbesondere Molkereiprodukte als Preistreiber.
Die Bundesbürger müssen für Nahrungsmittel immer tiefer in die Tasche greifen. Im September lag die Teuerung für Lebensmittel nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bei 4,7 Prozent. Dieser Trend dürfte sich so bald nicht umkehren. Denn auch die Erzeugerpreise ziehen rasant an. Sie gelten als Frühindikator für die Verbraucherpreise, die künftig im Einzelhandel bezahlt werden müssen.
Erzeugerpreise
Produzenten von Nahrungsmitteln hoben ihre Preise im September um durchschnittlich 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat an. Das Statistische Bundesamt beobachtet zwar eine Verlangsamung des Preisanstiegs, nachdem das Plus im August sogar 3,7 und im Juli 4,1 Prozent betragen hatte. Während etwa Kaffee und Fleisch billiger wurden, kristallisieren sich bei den Nahrungsmitteln aber einige besonders auffällige Preistreiber heraus.
Molkereiprodukte
An erster Stelle nennt das Statistische Bundesamt Molkereien. Sie steigerten im September die Preise für Butter um 32,1 Prozent, für Milch um 18,2 Prozent sowie für Käse und Quark um 8,8 Prozent.
Der Milchindustrie-Verband bestätigt den Trend. „Wir können derzeit deutlich höhere Preise erzielen als noch im Vorjahr“, sagt Verbandssprecher Björn Börgermann. Im Mehrjahresvergleich seien die Milchprodukte aber nicht deutlich teurer geworden. „2012 hatten wir sehr niedrige Preise. Von daher ist in diesem Jahr nur eine leichte Steigerung zu beobachten“, so Börgermann.
Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) war der Preis für einen Liter H-Milch im Handel im August 2012 auf 0,55 Euro abgesackt. Ein Jahr später zahlten die Verbraucher für die Packung im Schnitt 0,69 Euro. Analog entwickelte sich der Preis für 250 Gramm Markenbutter von 0,79 Euro im August 2012 auf 1,17 Euro ein Jahr später.
Die großen Veränderungen erklärt der Milchindustrie-Verband mit der wirtschaftlichen Lage. Im vergangenen Jahr habe es weltweit ein Überangebot an Milch gegeben. Aufgrund höherer internationaler Nachfrage und Trockenheit etwa in den USA habe sich die Erlössituation für deutsche Molkereien in diesem Jahr deutlich verbessert.
Sprecher Börgermann geht davon aus, dass die Milchwirtschaft die höheren Erzeugerpreise im Einzelhandel durchsetzen kann. „Die Discounter können uns nicht mehr so leicht ins Bockshorn jagen“, sagt er im Hinblick auf die hohe Nachfrage etwa aus China, die die Preisverhandlungs-Position mit dem deutschen Handel verbessere.
Wein
Deutlich zogen auch die Erzeugerpreise für Wein an. Bei seiner Abfrage repräsentativer Sorten deutscher Winzer hat das Statistische Bundesamt im September ein Plus von 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gemessen.
Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut führt die Entwicklung auf ein geändertes Verbraucherverhalten zurück: „Die Deutschen trinken weniger Wein, kaufen dafür aber hochwertiger ein.“
Mit der wachsenden Nachfrage nach edleren Tropfen stiegen analog die Erzeugerpreise. Im vergangenen Jahr ließen sich die Verbraucher einen Liter Wein im Schnitt 2,72 Euro kosten. 2007 waren es noch 2,37 Euro. Das Weininstitut macht für das Preisplus aber auch gestiegene Produktionskosten verantwortlich.
Kartoffeln
Für verarbeitete Kartoffeln mussten Verbraucher im September 6,4 Prozent mehr bezahlen als im Vorjahresmonat. Der Bauernverband macht dafür insbesondere die Unwetter im Frühjahr verantwortlich. In Bayern, dem zweitgrößten Anbaugebiet für Kartoffeln, seien zahlreiche Flächen in den Fluten des Hochwassers regelrecht untergegangen.
Die Bundesvereinigung der deutschen Ernährungsindustrie (BVE) führt die deutlichen Preisanstiege bei Lebensmitteln der letzten Monate auf gestiegene Rohstoff-, Energie- und Personalkosten zurück. „Lebensmittel sind in Deutschland im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern nach wie vor günstig. Langfristig sind die Lebensmittelpreise hierzulande nur halb so stark gestiegen wie die Preise für die übrige Lebenshaltung“, sagt BVE-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff.