Wiesbaden. Deutliche Einbußen für den deutschen Einzelhandel: 2,6 Prozent weniger als im Vorjahr setzten die Geschäfte um. Besonders Bücher, Schmuck und Kleidung verkauften sich schlechter. Auch Internet-Shops mussten Umsatzeinbrüche hinnehmen. Analysten sind überrascht vom Ausmaß des Rückgangs.

Der Umsatzrückgang im deutschen Einzelhandel hat sich nach einer leichten Erholung wieder beschleunigt. Nach vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes lag der Absatz im August real, also unter Berücksichtigung der Preisentwicklung, 2,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau, wie die Statistiker am Donnerstag in Wiesbaden mitteilten. Im Juli waren die Einzelhandelsumsätze um 0,8 Prozent gesunken, im Juni um 1,6 Prozent.

Besonders Nicht-Lebensmittel verkaufen sich schlechter

Im Vergleich zum Juli 2009 ging der Umsatz im August unter Berücksichtigung von Saison- und Kalendereffekten um 1,5 Prozent zurück. Besonders deutlich verlor im Vorjahresvergleich der Handel mit Nicht-Lebensmitteln. Der Umsatz sank um 3,5 Prozent. In diesem Bereich erzielte lediglich der Einzelhandel mit kosmetischen, pharmazeutischen und medizinischen Produkten eine Umsatzsteigerung von 2,5 Prozent, wie die Statistiker mitteilten.

Rückläufig dagegen waren besonders die Umsätze im Sonstigen Einzelhandel, zum Beispiel Bücher oder Schmuck, mit einem Minus von 6,1 Prozent, sowie bei Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren. Nach Vertriebswegen erlitt besonders der Internet- und Versandhandel deutliche Einbußen.

Der Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren setzte im August ein Prozent weniger um als im August 2008. Während Supermärkte und SB-Warenhäuser in diesem Sektor 0,8 Prozent weniger absetzten, verlor der sonstige Einzelhandel jedoch 2,6 Prozent.

Rückgang kommt für Analysten unerwartet

Die Umsätze im Einzelhandel sind seit Januar rückläufig, mit Ausnahme des Monats April mit einem realen Plus von revidiert 0,7 Prozent. Den deutlichsten Einbruch verzeichneten sie im Februar mit minus 6,3 Prozent.

Analysten nannten die Stärke des Rückgangs im August unerwartet. Auch für die kommenden Monate sei keine Besserung zu erwarten, erklärten die Ökonomen der Commerzbank. Dem Arbeitsmarkt dürfte das Schlimmste in den nächsten Monaten erst noch bevorstehen, der Abwärtstrend im Einzelhandel werde deshalb anhalten. Das sei allerdings eine übliche verzögerte Entwicklung in einer Rezession und spreche nicht gegen das erwartete kräftige Wirtschaftswachstum dritten und vierten Quartal. (ap)