Düsseldorf. . Die geplante Großfusion auf dem deutschen Mobilfunkmarkt droht zu platzen. Ein Großaktionär der E-Plus-Muttergesellschaft KPN legt sich quer und bläst zur Übernahme des niederländischen Branchenprimus.
Welche Pläne hat Carlos Slim? Die Antwort auf die Frage gehört in diesen Tagen wohl zu den bestgehüteten Geheimnissen. Will der mexikanische Multimilliardär den Verkauf von E-Plus an Telefónica verhindern oder nur den Preis hochtreiben? In der Branche herrscht Rätselraten.
Slim kontrolliert den Mobilfunkbetreiber América Móvil - und der ist mit 30 Prozent Großaktionär der niederländischen KPN. Seit Mittwoch ist klar, América Movil, einer der schärfsten Wettbewerber von Telefónica in Lateinamerika, peilt die vollständige Übernahme des E-Plus-Mutterkonzerns an. Die Offerte liegt derzeit bei der niederländischen Finanzaufsicht zur Genehmigung.
Am 2. Oktober kommt es beim außerordentlichen Aktionärstreffen der KPN zum Showdown: Entweder winken die Anteilseigner den Verkauf von E-Plus in Höhe von insgesamt 8,1 Milliarden Euro an die Telefónica Deutschland durch oder die Ertragsperle bleibt im Verbund des niederländischen Konzerns.
Offen sagt das zwar keiner, aber mehr als Kartellbehörden und Bundesnetzagentur fürchten die Architekten des Verkaufs bei KPN und Telefónica derzeit die undurchschaubaren Manöver von Carlos Slim.
E-Plus und Telefónica Deutschland haben nur gemeinsam eine Chance
Ob América Móvil in den kommenden Wochen noch zusätzliche KPN-Aktienpakete auf seine Seite zieht, ist ungewiss. Bleibt die Präsenz auf dem Aktionärstreffen wie oft in der Vergangenheit niedrig, könnte Slim auch mit 30 Prozent in eine Mehrheitsposition gelangen und den Verkauf von E-Plus torpedieren. Die Frage bleibt, welchen Sinn hätte eine Übernahme von KPN durch América Móvil, wenn E-Plus nicht mehr zum Konzern gehört? Der strategische Wert von KPN sei dann verloren, meinen Analysten.
Aus Marktsicht sei das Zusammengehen von E-Plus und Telefónica Deutschland aber sinnvoll, beteuern die Befürworter des Deals. Tatsächlich müssen die Unternehmen in den kommenden Jahren vor dem Hintergrund der Datenexplosion ihre Netze weiter ausbauen und den Turbo einschalten - und das heißt, viel Geld ausgeben. Diesen Aufwand können die beiden kleinen Betreiber aber kaum alleine stemmen. Mit dem Zusammenschluss, über den schon seit Jahren spekuliert wird, katapultieren sich die beiden mit mehr als 40 Millionen Kunden an die Spitze der Branche. Dabei waren die beiden Mitte der 90er Jahre erst verspätet in den Markt gestartet.
Kartellamt und Bundesnetzagentur beäugen Fusionspläne
Doch es ist nicht nur das Störfeuer aus Mexiko, das derzeit Fragen aufwirft. Auch die Aufsichtsbehörden werden bei einem möglichen Zusammengehen ein Wörtchen mitreden. Das Kartellamt kündigte bereits an, den Fall an sich zu ziehen. Schließlich geht es um den Wettbewerb auf dem deutschen Markt, der bislang von vier Betreibern dominiert wurde.
Die scharfe Konkurrenz sorgte zur Freude der Kunden für ein stetes Absinken der Preise. Dabei gab vor allem E-Plus mit seinen Discountern den Takt vor. Doch das drückte bei allen Unternehmen auf die Margen.
Hellwach ist auch die Bundesnetzagentur: Dem obersten Wächter über den deutschen Telekommunikationsmarkt geht es um die Frequenzen, die beide Unternehmen Jahren erworben hatten. Die Behörde will nun von ihnen wissen, welche Frequenzen sie einsetzen wollen. Denn die Vergabe der Rechte waren seinerzeit auf der Basis wettbewerblicher Unabhängigkeit vergeben worden. Das wissen auch E-Plus und Telefónica, die gerne auf den britischen Fall verweisen: Vor mehr als drei Jahren gab die EU-Kommission unter Auflagen den Zusammenschluss von T-Mobile und Orange frei. Die Unternehmen mussten allerdings ein Viertel ihrer Frequenzen im Bereich 1800 Megahertz abgeben. (dpa)