Berlin. Hartmut Mehdorn hat sich mit seinen umstrittenen Plänen für einen Testbetrieb auf dem neuen Hauptstadtflughafen durchgesetzt. Doch unmittelbar nach der Entscheidung wird erste Kritik laut. Der Großflughafen BER soll im Frühjahr erste Maschinen abfertigen.

Der Berliner Airportchef Hartmut Mehdorn hat sich
mit seinen Plänen für einen Testbetrieb auf dem neuen Hauptstadtflughafen in
Schönefeld Kritik eingehandelt. Der Vorsitzende des BER-Untersuchungsausschusses
im Berliner Abgeordnetenhaus, Martin Delius (Piratenpartei), sagte am Samstag im
"RBB-Inforadio", die geplanten Umbaumaßnahmen dafür seien zu teuer.

Mehdorn will
möglichst von März oder April 2014 an bis zu zehn Maschinen pro Tag mit maximal
1500 Passagieren starten und landen lassen. Der Aufsichtsrat gab dem
Geschäftsführer am Freitag grünes Licht für sein umstrittenes Konzept und
forderte ihn auf, dieses weiterzuverfolgen.

Landrat rät von einer Teileröffnung ab

Dafür will Mehdorn den Nordflügel umbauen und sich um eine neue
Baugenehmigung kümmern, wie es hieß. Delius sagte dazu, das sei vorne und hinten
nicht durchgerechnet. "Dort muss Personal angeschafft werden, die Ausstattung
muss funktionieren und gewartet werden."

Die Flughafengesellschaft müsse dann
"zweieinhalb" Flughäfen betreiben, obwohl sie jetzt schon mit zweien finanzielle
Schwierigkeiten habe. Auch der zuständige Landrat Stephan Loge hatte von einer
Teileröffnung abgeraten und vor weiteren Verzögerungen für das Gesamtvorhaben
gewarnt.

Mehdorn plant, in dem als Wartehalle gebauten Nordflügel des
Terminals vorübergehend Gepäckbänder und Check-In-Schalter für 5,9 Millionen
Euro aufzustellen. Später sollen zuerst die Fluggesellschaften aus Tegel zum
Neubau umziehen, anschließend Schritt für Schritt die Airlines vom bestehenden
Schönefelder Flughafen.

Terminplan soll im Herbst vorgelegt werden

Einen Terminplan für die Gesamtfertigstellung will Mehdorn in den
nächsten zwei bis drei Monaten dem Aufsichtsrat vorlegen. "Das muss ein Termin
sein, den wir risikofrei erreichen können." Dazu werden zwei neue Bauleiter
eingesetzt, wie in Branchenkreisen zu hören war: die bisherige
Arbeitsschutzleiterin des Flughafens, Regina Töpfer, und der Architekt Hany
Azer, mit dem Mehdorn schon den Berliner Hauptbahnhof baute.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hatte bei dem
Treffen des Aufsichtsrats die Sitzungsleitung übernommen, nachdem Matthias
Platzeck (SPD) wie angekündigt seinen Rücktritt vom Vorsitz des Kontrollgremiums
erklärt hatte. Der brandenburgische Ministerpräsident legt seine Ämter nach
einem leichten Schlaganfall im Juni nieder. Brandenburg werde im Oktober einen
Nachrücker für Platzeck präsentieren, sagte Wowereit. Wer Vorsitzender wird,
entscheidet der Aufsichtsrat danach.

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"Es ist nicht die Frage, welche Personen hier jetzt in welche
Position kommen", sagte Wowereit auf die Frage, ob er wieder Aufsichtsratschef
werden wolle. Platzeck hatte ihn im Januar abgelöst, nachdem der vierte
Eröffnungstermin für den Flughafen wegen
Baumängeln, Fehlplanungen und Technikproblemen geplatzt war.

"Wir glauben, dass das schneller gehen kann"

FDP-Generalsekretär Patrick Döring sagte "Handelsblatt Online" dazu:
"Wowereits Rückkehr an die Spitze des Aufsichtsrates ist ein Treppenwitz der
Geschichte."

Mehdorn, der seit Monaten beim Flughafenbau aufs Tempo drückt, sagte
nun: "Qualität geht vor Schnelligkeit." In den nächsten vier Wochen will er
Siemens unter Vertrag nehmen, damit das Unternehmen die Frischluftzufuhr für das
Hauptterminal im Brandfall umbaut. "Siemens glaubt, im Frühherbst nächsten
Jahres fertig zu sein. Wir glauben, dass das schneller gehen kann." (dpa/rtr)